Nachgefragt bei Dorothee Baumann-Pellny

11. Mai 2017

Nachgefragt | Dorothee Baumann-Pellny | 16.05.2017

1952 als Tochter des Architekten Fritz Baumann geboren, begann für Dorothee Baumann-Pellny mit elf Jahren ihre reiterliche Grundausbildung mit Springen und Geländereiten bei dem mehrfachen Vielseitigkeitsmeister Manfred Maier im RV Sindelfingen. 1969 wurde sie ständige Schülerin des Reitmeisters Egon von Neindorff in Karlsruhe. Hier erhielt sie eine langjährige, systematische Weiterbildung in Dressur bis Klasse S und in der Hohen Schule auf Pferden unterschiedlichster Rassen und Ausbildungsstufen. Sein Arbeiten nach den pferdegerechten Grundsätzen der klassischen Reitkunst und sportlich fairer Einstellung prägten ihre Philosophie und ihr Handeln entscheidend.

Dem Reitinstitut von Neindorff ist Dorothee Baumann-Pellny eng verbunden. Ihre Ritte bei den mehrmals jährlich stattfindenden Festabenden Klassischer Reitkunst gehörten 35 Jahre ohne Unterbrechung fest in ihren Terminkalender.

Ab Mitte der 80er Jahre war sie die einzige Reiterin, die Hohen Schule und die Schulen über der Erde im Damensattel ritt und wurde in Deutschland durch zahlreiche Auftritte mit ihrer Stute „Sally-Ann“ bekannt.

Zeitgleich engagierte sich Dorothee Baumann-Pellny mit ihren Schülern maßgeblich bei der Entstehung des Vereins „RID – Reiten im Damensattel“. Heute ist sie unumstritten als bedeutenste Reiterin und Ausbilderin des Pferdes im Seitsitz, der Jahrtausendwende, im In- und Ausland anerkannt.

Die Amateurreitlehrerin bildete über Jahre etliche Pferde selbst aus, einige bis zum Grand Prix und den Schulen über der Erde. Rund 1000 Pferde hat sie in ihrem Leben geritten und damit geschätzte 80 000 Stunden im Sattel verbracht.

Dorothee Baumann-Pellny ist Autorin der erfolgreichen Reitlehre „Im Damensattel“ die 1998 in der Reihe Documenta Hippologica beim Georg Olms Verlag erschien. In der selben Reihe erschien 2013 ihr zweites Werk, „Stufen der Reitkunst“, mit dem die Verfasserin die naturbezogene Reitlehre, verbunden mit Erfahrungen und persönlichen Eindrücken aus fast 50 Jahren Reiterleben, dokumentiert.

 

1. Was ist für Sie das Schönste am Reiten

Zu erleben, wie meine Pferde vertrauensvoll mit mir zusammenarbeiten und ich täglich   die Chance erhalte, mit achtsamem Blick auf jedes Detail,  mich mit ihnen der Vollkommenheit anzunähern.

 

2. Auf welche persönliche Leistung sind Sie besonders stolz?

Es erfüllt mich mit Zufriedenheit, den Weg der naturorientierten Ausbildung gerade gegangen zu sein. Es erfüllt mich mit Glück das Ziel erreicht zu haben, einige Pferde bis zur Hohen Schule, ja sogar den Schulen über der Erde (Levade und Courbette), auszubilden.  

Es erfüllt mich mit Dankbarkeit, dass ich davon ein Pferd 18 Jahre ohne Ausfall durch Krankheit oder Verletzungen in diesen Schulen konstant in Vorstellungen präsentieren konnte.

 

3. Gibt es ein Pferd, das in Ihrem Leben eine ganz besondere Rolle gespielt hat?

Ja, es ist eben dieses Pferd meine Partbred Stute „Sally-Ann“ welche mich fast 33 Jahre begleitet hat. Sie war sowohl ein perfektes Turnier- und Damensattelpferd wie auch eine exzellente Schulspringerin. Mit diesem Pferd bleibe ich ewig verbunden.

 

4. Welche Eigenschaft schätzen Sie bei einem Pferd am meisten?

Sein Wille fleißig vorwärts zu gehen, stets aufmerksam mitzudenken und sicher auf jedem Boden zu sein.

 

5. Was tun Sie, wenn die „Chemie“ zwischen Ihnen und Ihrem Pferd einmal überhaupt nicht stimmt?

Mit Pferden zu denen man eine ehrliche Beziehung aufgebaut hat kommt das nicht vor. Wenn ich ein solches Pferd treffe, versuche ich zu ergründen, was den Kontakt zu ihm schwierig macht,  verlange wenig von ihm, nur Grundlagenarbeit,  arbeite das Pferd auch an der Hand und beobachte es unter einem Schüler.

 

6. Wie motivieren Sie Ihr Pferd zur Arbeit?

Ich muss meine Pferde selten  motivieren und ein Ritt ins Gelände sorgt für  Abwechslung und neue Impulse.

 

7. Und was treibt Sie selbst an?

Früher: So viele verschiedene Pferde wie möglich zu reiten, davon bekam ich nie genug.

Heute: Meine  langjährigen, persönlichen Erfahrungen und Erkenntnisse aus der naturorientierten Lehre  an den Reiternachwuchs weiterzugeben.

 

8. Haben Sie einen „Lieblingsreiter/in“ (heute oder in früherer Zeit)?

Ja, Alois Podhajsky, Fritz Thiedemann und die Schulreiterin Ilse Fribolin, – sie hatte den elegantesten und besten Dressursitz, den ich jemals sah.

 

9. Welche Lebensweisheit möchten Sie weitergeben?

Nur Bescheidenheit und völliges Aufgehen in seiner Arbeit bringen einen wirklich weiter. Man sollte jeden, vor allem den besonderen, Augenblick mit allem Sinnen genießen, denn er verfliegt und kommt in seiner Einzigartigkeit niemals zurück.

 

10. Was ist für Sie eine Versuchung?

Sahnetorten! Und so lange wie möglich aufs Pferd steigen zu können.

 

11. Worüber ärgern Sie sich?

Dass heute andauernd über „Spaß“ beim Reiten geredet wird. Ich empfinde Freude beim Reiten auch ohne ständig grinsend zu Pferde zu sitzen. Leider erlebe ich als Reitlehrerin oft deutlich, dass es in unserem anspruchsvollen Sport vielen Reitern an der Ernsthaftigkeit fürs Detail fehlt. Zudem suchen heute viele Reiter nach Alternativen zur klassischen Reitlehre, mit der Idee einen leichteren Weg zu finden. Meist verhelfen sie dabei ihren Gurus nicht gerade zu Ehren und bringen ihren Pferden oft mehr Schaden als Nutzen.

 

12. Was würden Sie in der heutigen Reiterwelt gerne ändern?

Dass es wieder mehr gute Lehrer und ehrlich gelebte, sportliche Fairness gibt, Materialschlachten und Geld nicht zählen.

 

13.  Wie sieht der perfekte Tag für Sie aus?

Wenn ich möglichst viel erledigen kann. Ich bin ein Arbeitstier.

 

14. Ihr Lieblingsbuch?

Oh, da gibt es einige: Neben den Klassikern der Reitliteratur auch historische Romane wie z. B. „Pharao“ von E. J. Mc Graw  oder „Der große Regen“ von L. Bromfield.

 

15. Welche Musik hören Sie am liebsten?

Strauß, Rossini, Tschaikowski, lateinamerikanische Rhythmen, Elvis und die Beatles.

 

16. Ihr Lieblingsfilm?

„Lord of the Rings“

 

17. Wenn Sie in einer anderen Zeit leben könnten, welche würden Sie wählen?

Die sehr ferne Zukunft würde mich interessieren.

 

18. Mit wem würden Sie gerne einen Abend verbringen?

Mit Friedrich dem Großen

 

19. Gibt es etwas, das Sie an sich überhaupt nicht mögen?

Mein Hang dazu, zu sehr die Zeit zu vergessen

 

20. Und was gefällt Ihnen an sich ganz besonders?

Mein Ordnungssinn und meinen Blick für komische Situationen, über die ich dann herzlich lachen kann.

Mit Polvorin in der Pirouette – Frankreich 2010 – Foto: Laurent Vilbert

Mit Bencaron in der Passage – Madrid – 2002 – Foto: Luis Fuster

Mit Sagitario in der Piaffe – Gültlingen 2007 – Foto: Martina Wiesner

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