Belohnung mit Leckerli

21. Dezember 2020

Suchtprobleme bei Pferd und Pony sind oft selbst gemacht

„Bei diesem Pony mit Leckerli zu arbeiten, wäre fatal, das hängt mir jetzt schon an der Tasche“. Diesen Satz haben sicher einige Leute schon gehört, die mit ihren Pferden oder einem Pony an einem Kurs teilgenommen haben? Belohnungen scheiden tatsächlich die Geister, aber sie offenbaren, wer genug über Pferdeverhalten weiß und schnell genug ist, um sicher zu gehen, dass Verknüpfungen der Belohnung mit einem entsprechenden Ereignis vorher verstanden wurden. Vom Pferd und vom Menschen!

Tatsächlich schaffen Menschen sich Probleme mit ihren Vierbeinern oft selbst, weil sie nicht genug darüber wissen, wie Pferde ticken. Der „Erfinder“ der Zirkuslektionen, Alfred Schauberger aus Nümbrecht, brachte das klar zum Ausdruck: „Pferde machen das irgendwann auch ohne Leckerli, was ich von ihnen erwarte“. Aber er betonte stets, wie schnell ein zu früh oder zu spät gegebenes Lob sich auswirken kann: „Irgendwann fangen die an zu betteln und hängen Dir nur an der Tasche“. Dann gab Schauberger ein Leckerli, das nicht so gut schmeckt, und irgendwann gar nichts mehr, höchstens ein stimmliches Lob.

Gerade die Zwerge unter den Pferden sind äußerst empfänglich für das anerzogene Betteln. Alfred Schauberger hat das häufig registriert, dass Menschen zu langsam sind für die kurze Reizleitung der Pferde: Beim Kompliment wird manchmal das Lob zu früh gegeben, um zu kaschieren, dass ein Pferd zu früh aufsteht, ohne auf den Befehl dafür zu warten. Ein Pony ist schlau genug, um sehr schnell zu unterscheiden, wann eine Belohnung folgt und wann einfach nur ein Leckerli verteilt wird. Großpferde brauchen in Versuchsfolgen schon mal ein Weilchen, um zu durchschauen, was Sache ist. Aber auch sie fangen irgendwann an, den Kopf schief zu halten oder an der Tasche zu stupsen, in der die Leckerli aufbewahrt werden. Schubsen kann aber irgendwann zur Unart werden und gefährlich sein. Schnappen auch.

Lucie und Linus

Am Beispiel von Lucie und Linus ist schnell bewiesen, wie klug Pferde sind, auch kleine: Sie haben über Leckerli gelernt, ihren Futtereimer zu bringen und dafür Nachschub zu erhalten. Als der Nachschub mit Leckerli ausblieb und nur ein stimmliches Lob erteilt wurde, fingen sie an, andere Dinge zu apportieren. Handschuhe, Werkzeuge, alles, was herum liegt. Mit dem Rat aus Alfred Schaubergers Zirkusschule lassen sich Unarten von der Bestätigung eines unerwünschten Verhaltens unterscheiden von gezielt gegebenem Lob. Wenn ein Pferd scharrt, will es Aufmerksamkeit (oder Futter) und die bekommt es, selbst wenn es dafür getadelt wird. Es ist eine große Aufgabe, zu unterscheiden, wann Schimpfen sinnvoll ist und wann es genau das Gegenteil bedeutet, nämlich Bestätigung. Klug wäre, herauszufinden, was ein Pferd warum veranstaltet und dann entsprechend zu reagieren. Das kostet Zeit!

Nun ist die Arbeit durch positive Verstärkung mit Leckerli nicht nur beliebt und verbreitet, sie ist auch wirksamer als Strafe. Dabei sind viele Menschen noch viel langsamer und sie strafen häufig sogar zu Unrecht. Beispiel Gurtzwang. Wie soll sich ein Pferd mitteilen, wenn der Sattel nicht passt oder ein Gurt zwickt? Da helfen nun wirklich nur Achtsamkeit und viel Wissen. Könnten Pferde sich so mitteilen, dass der Mensch besser versteht, wo die Axt im Walde liegt oder der Hase im Pfeffer, gäbe es weniger Stress. Eine App, die das Miau einer Katze übersetzt, gibt es inzwischen, aber viele Pferde leiden immer noch stumm.

Karola Bady

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