Nachgefragt bei Julia Thut

11. Oktober 2016

Sie lebt ihren Traum: Die Schweizerin Julia Thut. Nach einer kaufmännischen Ausbildung mit Berufs Matura sattelte sie um und absolvierte eine Ausbildung zum Freizeitreittrainer C (SRFV Schweiz). Es folgten diverse Praktika bei Nathalie Penquitt, Bent Branderup und Stefanie Staudinger und Richard Hinrichs. 2010 wagte Julia Thut dann den Schritt in die volle Selbstständigkeit. Reiten lernte sie als Kind auf einem Esel bevor im Alter von 19 Jahren die Partbred-Araber-Stute Belleza folgte. Sie stellte Julia Thut immer wieder vor neue Herausforderungen und auf der Suche nach Alternativen entdeckten die beiden die Barockreiterei für sich. Heute besitzt sie nicht nur den Trainerschein B für klassisch-barocke Reiterei sondern arbeitet auch als Buchautorin sowie als Stuntfrau für Pferdefilme. Einer ihrer Musterschüler ist ihr Freiberger Emerito. Mit ihm und weiteren Reiterinnen gründete sie erste klassisch-barocke Freiberger-Quadrille.

1. Was ist für Sie das Schönste am Reiten?

Mit dem Pferd komplett zu verschmelzen und eine Einheit zu werden.

 

2. Auf welche persönliche Leistung sind Sie besonders stolz?

Dass ich es geschafft habe, meinen Lebenstraum zu verwirklichen und genau diese Arbeit zu tun, die ich mir gewünscht habe.

 

3. Gibt es ein Pferd, das in Ihrem Leben eine ganz besondere Rolle gespielt hat?

Meine Welsh-B-Araber Stute Belleza, ein Pony zwischen Wahnsinn und Genie. Sie hat mich über Jahre hinweg immer wieder von neuem Herausgefordert: „Das war nicht gut genug – lern reiten!“ Wenn ihr danach ist, tut sie das heute noch. Das hat mich immer weiter gebracht.

 

4. Welche Eigenschaft schätzen Sie bei einem Pferd am meisten?

Wenn es in der Lage ist, Gefühle zu zeigen und Grenzen zu setzen und ich es schaffe, es für mich zu gewinnen und mit ihm ein Team zu bilden. Pferde, die gebrochen wurden, und wie tote Maschinen alles abspulen, reizen mich nicht.

 

5. Was tun Sie, wenn die „Chemie“ zwischen Ihnen und Ihrem Pferd einmal überhaupt nicht stimmt?

Das gab es ehrlich gesagt noch nie. Ich bin extrem emphatisch und kann mich darum auf sehr unterschiedliche Pferdetypen einstellen. Es kann vorkommen, dass ich schlecht gelaunt bin – dann steige ich ab, oder geh nur ausreiten.

 

6. Wie motivieren Sie Ihr Pferd zur Arbeit?

Natürlich Lob und Pausen. Wenn ein Pferd unmotiviert ist, hat es einen Grund – den muss ich herausfinden und beseitigen. Oftmals ist es überfordert – dann gehe ich einen Schritt zurück und erkläre noch mal genauer, was ich erarbeiten möchte.

 

7. Und was treibt Sie selbst an?

Die Suche nach den Wurzeln der Reitkunst.

 

8. Haben Sie einen „Lieblingsreiter/in“ (heute oder in früherer Zeit)?

Ich glaube Egon von Neindorff ist eine Art Vorbild, obwohl ich ihn nie gekannt habe. Aber Tatsache ist, dass er die meisten aktuellen Barockreiter geprägt hat, die ich gut finde.

 

9. Welche Lebensweisheit möchten Sie weitergeben?

Limitiere Dich nicht selbst.

 

10. Was ist für Sie eine Versuchung?

No comment 😉

 

11. Worüber ärgern Sie sich?

Früher habe ich mich furchtbar geärgert, wenn Leute über mich gelästert haben, dies kam schon auf ganz bösartige Weise vor. Inzwischen habe ich gelernt, ruhig zu bleiben und zu lächeln und abzuwarten, bis diese Menschen selbst in die Grube fallen, die sie mir gegraben haben. Mit dem Erfolg wächst die Anzahl der Neider.

 

12. Was würden Sie in der heutigen Reiterwelt gerne ändern?

Ich würde allen Reitern, die verbissen nur eine Sparte verfolgen anraten, mal über den Tellerrand zu schauen.

 

13. Wie sieht der perfekte Tag für Sie aus?

Wenn ich mich mit Freunden zum Rossfechten treffen kann, und Abends gefeiert wird. Oder einfach den ganzen Tag mit meinen Liebsten ausreiten.

 

14. Ihr Lieblingsbuch?

Ich kann mich nicht auf eines festlegen. Ich liebe historische Reitbücher.

 

15. Welche Musik hören Sie am liebsten?

Hautsächlich Rock

 

16. Ihr Lieblingsfilm?

Keine Zeit für Fernsehen – ich bin lieber vor der Kamera…

 

17. Wenn Sie in einer anderen Zeit leben könnten, welche würden Sie wählen?

Ich glaube kaum eine emanzipierte Frau möchte früher gelebt haben. Später wissen wir sowieso nicht, wie es wird.

 

18. Mit wem würden Sie gerne einen Abend verbringen?

Wenn ich mal gleichzeitig mit dem Fechtmeister Talhoffer, Guérinière und Podhajsky an einem Tisch sitzen könnte – da hätte ich nichts dagegen!

 

19. Gibt es etwas, dass Sie an sich überhaupt nicht mögen?

Das ich oft versuche es anderen recht zu machen – ohne zu schauen, ob die das Gleiche tun.

 

20. Und was gefällt Ihnen an sich ganz besonders?

Das ich den Mut habe, meinem Herzen zu folgen.

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