Ein Pferd zum Tjosten

6. Oktober 2022

Pepper und ich waren noch zweimal zu Fuß im Gelände und sie war recht artig. Das merkst Du sofort, wenn sie einen Ausreißer plant und dann steuere ich gegen. Manchmal darf sie Gras naschen, das soll nur nicht zur Gewohnheit werden, denn wenn jemand auf ihr sitzt, sollte sie nicht grasen gehen, trotz gebisslosen Halfters. Aber bei uns ist die Winterweide jetzt fast schon abgenagt und da wächst nichts, was satt macht. Diese Fläche ist nur zur Beschäftigung auf großem Terrain.

Bei diesen Spaziergängen durchschaue ich Peppers Trick: Sie tut so, als sei rechts am Bauch eine Fliege, dreht den Kopf, schnappt kurz und schon habe ich verloren! Ich führe explizit Pferde auf Schulterhöhe, habe ihren Kopf immer im Blick und kann einwirken. So aber nicht mehr, denn bin ich nicht mehr auf Höhe der Pferdeschulter, habe ich keine Chance, Pepper zu halten. Daher meine Empfehlung: Niemals beim Führen vor dem Pferd laufen!
Wieder ist gerade wenig Zeit, um jeden zweiten Tag mit Pepper zu üben. Sie hat trotz der Pause genug Vertrauen für die Wippe, die kennt sie schon seit dem ersten Tag hier. Zwar geht sie, wenn Linus von hinten angerauscht kommt, auch mal quer drüber, aber drei Beine sind immer drauf. Auf dem Reitplatz habe ich vorsichtig versucht, was sie macht, wenn ich aufsteigen will. Das geht schon ganz gut, sie kommt freiwillig zur Aufstiegshilfe, drauf lehnen geht, drüber legen auch, und ich war auch schon mit einem Bein drüber. Vorher möge die Physio schauen, ob Pepper dafür bereit ist, aber sie lässt von sich nichts hören? Ich raspele die Hufe nach und schneide mit den neuen Messern auch links hinten gerade, wöchentlich. Trotzdem läuft sich unterwegs die linke Zehe hinten ab. Da ist was schief? Das ist jetzt ein Fall für die Osteopathie oder Chiropraktik. Endlich wird der Termin bestätigt und ich bekomme zu hören, dass Kaltblüter gern hinten kuhhessig stehen. Mag sein, aber Pepper ist zur Hälfte doch Quarterhorse, was ist mit diesem Teil der Gene?

Therapie Ende im August
Jetzt habe ich ein Pferd zum Tjosten, aber keinen, der mir das beibringt? Die Fahrt mit Pepper in die Hofreitschule würde den Preis im Falle eines Verkaufs nur in die Höhe treiben und wir sind langsam an einer Preisgrenze angelangt. Langsam muss ich mir überlegen, was aus Pepper wird, ob ich im Netz um eine Patenschaft werben sollte, damit sie bleiben kann. Als Lehrpferd für Angstreiter oder für Hippotherapie. Sonst wird die Stute bei einem Verkauf am Ende zu teuer. Der Preis liegt jetzt schon bei 3000 Euro, verkauft worden war sie im November für 3.500 – und da war sie noch verhaltensgestört. Der Markt scheint leer gekauft, das erhöht jetzt quasi ihre Chancen? Nur: wem soll ich sie empfehlen, Pepper ist wahrhaftig kein Pferd für Anfänger und braucht eine „genaue Bedienungsanleitung“.

Auf ein Wort
Stationär bleiben Pferde bei mir nie länger als drei Monate. Was ich in der Zeit nicht lösen kann, überweise ich zu anderen Fachleuten. Besser nicht zurück zum Verursacher geben, bevor dieser nicht gelernt hat, dass er (oder sie) eigentlich das Problem ist. Die Chance, jemanden zu finden, der mit diesem Pferd „was werden kann“, sollte dauerhaft sichern, dass Pepper nicht in den Händlerkreislauf gerät. Das hat doch eigentlich kein Pferd verdient.

Inzwischen saß ich dreimal, viermal auf ihr. Ungewohnt für mich, da ich Pferde mit langem Hals habe, die eher schlank sind im Typ. Peppers Hals kommt mir extrem kurz vor? Sie ist eben eher breit als lang. Buschpferde, wie meine, sind eben eher lang als breit (mal mehr, mal weniger *zwinker*). Pepper hat dagegen genug „Sitzfläche“, ist vorn aber sehr kurz. Ich saß drei Mal ohne alles auf ihr, also auch ohne Halfter oder Kappzaum, einfach so, weil sie gerade neben der Aufstiegshilfe stand. Sie geht im Schritt weiterhin unausbalanciert und muss sich erst an ihre neue Hufsituation gewöhnen. Auch an ein Gewicht auf dem Rücken, aber das wird. Gut zu sehen, wenn sie vom Futterplatz zum Putzplatz bergab gehen muss, ohne mein Gewicht: Sie knickt kaum noch hinten weg. Die Gallen hinten werden deutlich weniger und die Auflagefläche der Tragränder verbessert sich. Peppers Galopp ist ein Traum, sie hat richtig Spaß.
Nun habe ich endlich auch meine neue Anlage, hurra! Ich sehe den Umzug auf die andere Anlage mit tränenden Augen, sie liegt am anderen Ende des Dorfes, weiter weg vom Hof. Einerseits habe ich dort einen richtigen Reitplatz, andererseits ist Pepper fixiert auf mich und so menschenbezogen, dass sie mir auf Schritt und Tritt folgt. Wenn ich nur noch einmal am Tag bei ihr sein kann, wird sie dann in alte Muster zurückfallen?

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