Achtung, Baustellen!

4. Mai 2022

Eine Katastrophe sind – wie leider absolut oft in der Fahrpraxis – bisher die Hufe: Die Zehe ist immer noch zu lang, an allen Vieren. Pepper stolpert, knickt sogar hinten rechts und links manchmal richtig ein. Hinten links hat sie Gallen bis fast hinauf zum Sprunggelenk, hinten rechts nicht ganz so arg. Vorne ist alles, bis auf die lange Zehe, weitgehend in Ordnung, weil die Hornqualität trotz mangelnder Hufpflege noch relativ gut ist. Die Wand hinten links innen ist extrem schief, die äußere geht, es platzt auch schon Horn ab, innen. Eine richtige Ecke. Ich raspele tapfer weiter und freue mich, wie brav Pepper schon jetzt Hufe gibt.
Pepper ist am 8. Mai 15 Jahre alt geworden, steht im Papier, in Holland eingetragen, 2007. Da sie damals noch klein war, galt für sie wohl das Zigeunermaß? Inzwischen ist Pepper gut 1,55 Stockmaß, damals wurde sie als Pony eingetragen! Vater und Mutter sind unbekannt, wie traurig. Die Impfungen sind von 2014 bis 2017 von einem Rennbahn-Tierarzt mit einem mir unbekannten Mittel erfolgt. Der Tierarzt war immer gleich, die Orte sind aber verschieden? Langsam ahne ich, warum sich Pepper so gern vom Strick losreißt.

Das Pferd, deren Farbe meine langjährige Freundin „Piepen“ als „Der Burner“ bezeichnet, ist dermaßen verspielt: Sie twistet mit den Litzen und den blauen Bändern, überwindet den Holzzaun zum Garten an zwei Stellen, die obere Stange bricht, über die untere ist sie rüber. Nur hin, zurück findet sie den Weg nicht, trotz Drohens mit der Gerte und einem lauten Schimpfen! Das quittiert Pepper mit einem Buckler und der Andeutung zweier Hinterhufe in die Richtung, in die auch Pony Linus gern zeigt, wenn ich sauer auf ihn bin und ihm drohe!
Auch mit mir spielt Pepper also, allerdings erschreckt sie vor unbekannten Spielzeugen wie Ball und „Sprechstock“, es wird deutlich, dass sie mit Prügeln bekannt gemacht wurde, vorher? Die Stute schläft weiterhin in der „Seniorensuite“, um nachts zur Ruhe zu kommen und sich ungestört hinlegen zu können, aber immer mit Blick auf die Gruppe im Paddock.

Auf ein Wort
Spannend ist für mich bei jedem Pferd, das stationär neu angekommen ist, ob ich das Rätsel lösen kann, was hinter dem Symptom steckt. Bei Pepper lese ich wenig aus dem Papier und kenne nur die Beschreibungen aus dem Forum. Das Losreißen, immer nur nach rechts, ist für mich ein Hinweis, dass Pepper an Kaltblutrennen teilgenommen hatte. Nur eine Ahnung..

Wundversorgung
Als Pepper in Witzenhausen verladen wurde, hatte sie rechts vorn und an der Brust tiefe Furchen, frische Risse, zum Glück sahen sie nicht aus wie Folgen von der Bekanntschaft mit Stacheldraht als Zaun. Auf Nachfrage, klärt es sich auf, ist sie durch das Wasser auf der Weide. Eher durch den Draht, so sieht es jedenfalls aus, aber es blutet auch nicht mehr. Das Versorgen der Wunden am rechten Vorderbein ist problemlos möglich. Für den Weg habe ich eine Salbe aus England, die desinfizierend wirkt. Pepper bettelt bei der Ankunft auf dem Hof regelrecht um Heilerde und stampft auf, wenn die ersten Dasseln sie ärgern (Anfang Juni). Die Gallen lasse ich vorerst so, warte ab, was Bewegung und Hufbearbeitung da in Gang bringen. Der Termin bei der Hufheilpraktikerin ist leider erst Anfang Juli möglich, bis dahin raspele ich selbst, wie ich es beim Kursleiter gelernt hatte, 2009. Bevor ich eine ausführliche Anamnese für die Gallen hinten anfordere, verbrauche den Rest Tonerde-Kreide-Brei. Vielleicht fangen wir mit Akupunktur an oder ich suche mir jemanden, der Blutegel setzt? Zu Anfang gebe ich testweise Symphytum, C 200, einmalig, und für das tränende, morgens mit einer Eiterperle verklebte Auge Euphrasia C 30, einmal die Woche, bis es besser ist. Die Einstreu ist aus Miscanthus. Vielleicht verträgt Pepper die nicht gut. Zugluft hat sie nachts nicht und wenn mittags nach dem Brunch das Rotlicht eingeschaltet ist, überrasche ich Pepper tatsächlich beim Mittagsschläfchen, liegend „Rot unter Rot“.

Auf ein Wort
Gallen hatte ich in fünfzig Jahren bei meinen Pferden nie. Pepper ist also ein Übungsfeld. Leider kenne ich wenig von der Vorgeschichte und kann nur raten, was die Ursache ist. Ich halte meine „Buschpferde“ seit Anfang der 90er Jahre bereits in Robusthaltung und im Offenstall, vor allem die Senioren hatten vermutlich deshalb auch mit 30 nie Gallen?

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