Karte: Nachgewiesene Fälle von Infektionen mit West-Nil-Virus bei Vogel und Pferd 2018-2023 / Quelle: https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/west-nil-virus/

West-Nil-Virus im Blick behalten: Anstieg der Infektionen in Deutschland

16. September 2024

Seit Anfang August 2024 ist ein besorgniserregender Anstieg der nachgewiesenen West-Nil-Virus (WNV) Infektionen in Deutschland zu verzeichnen, insbesondere in Niedersachsen. Das Virus, das seit 2018 in Deutschland nachgewiesen wird, hat bislang vor allem die Bundesländer Brandenburg, Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt betroffen.

Das West-Nil-Virus wird durch Stechmücken übertragen, wobei Wildvögel als Haupt- und Vermehrungswirte fungieren. Die Übertragung auf Menschen und Pferde erfolgt ebenfalls durch die Mücken. In den meisten Fällen zeigen sowohl Pferde als auch Menschen keine klinischen Symptome. Bei infizierten, nicht-geimpften Pferden kann es jedoch in etwa 8% der Fälle zu schweren neuroinvasiven Formen kommen, die sich durch Ataxien, Paresen der Hinterhand und Paraplegien äußern können. Die Letalität dieser schweren Verläufe liegt zwischen 30 und 50%, und viele rekonvaleszente Tiere erleiden bleibende Schäden.

In Deutschland sind derzeit drei Impfstoffe gegen WNV für Pferde verfügbar, die gut verträglich sind und einen sicheren Schutz vor schweren Krankheitsverläufen bieten. Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) empfiehlt seit 2018 die Impfung von Pferden, die in den Ausbreitungsgebieten des Virus gehalten werden oder dorthin reisen, beispielsweise für Turniere oder Wanderritte.

Laut einer aktuellen Mitteilung des Friedrich-Loeffler-Instituts wird seit Anfang August eine verstärkte Viruszirkulation beobachtet, was auf die feucht-warme Witterung und die damit verbundene hohe Mückenaktivität zurückzuführen ist. Es wird geraten, bei neurologischen Symptomen bei Pferden verstärkt an WNV zu denken.

Die Mehrzahl der Nachweise erfolgte in den bekannten betroffenen Gebieten. Erstmals wurde das Virus jedoch auch bei einem Greifvogel in Baden-Württemberg sowie bei Meisen in Aschaffenburg nachgewiesen. In Niedersachsen wurden seit August 2024 insgesamt acht Nachweise registriert – darunter ein Fall bei einer Amsel und mehrere Fälle bei Pferden in verschiedenen Landkreisen.

Die Seuchensituation bleibt dynamisch, und es ist zu erwarten, dass bis zum Jahresende weitere Fälle in anderen Bundesländern hinzukommen werden. Die StIKo Vet hat ihre Impfempfehlung erweitert und rät dazu, Pferde über die bisherigen Verbreitungsgebiete hinaus in der gesamten niederdeutschen Tiefebene gegen WNV impfen zu lassen.

Obwohl für einen der verfügbaren Impfstoffe bereits vier Wochen nach der ersten Dosis ein gewisses Schutzniveau erreicht werden kann, sollte die Grundimmunisierung idealerweise vor Beginn der Mückensaison im Frühjahr abgeschlossen sein. Für die laufende Mückensaison könnte es jedoch zu spät sein, um noch wirksame Impfmaßnahmen einzuleiten.

Die Situation erfordert erhöhte Aufmerksamkeit von Tierhaltern und Züchtern sowie proaktive Maßnahmen zur Bekämpfung von Stechmücken und zur Sicherstellung des Impfschutzes ihrer Tiere.

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