Atypische Weidemyopathie der Pferde

9. Mai 2017

Gesundheit | CB

Der plötzlicher Weidetod ist im Frühling und Herbst ein Schreckgespenst für Pferdehalter.

 

In den letzten Jahren haben Meldungen über Fälle der atypischen Weidemyopathie immer wieder Pferdebesitzer in Angst und Schrecken versetzt. Schuld daran ist ein in den Samen und Sämlingen des Berg-Ahorns (Acer pseudoplantanus) enthaltenes Gift. Eine im Herbst 2015 veröffentlichte Studie bestätigte dies noch einmal.

Der Berg- Ahorn ist ein weit verbreiteter Baum, der seine typischen Flügelfrüchte im Herbst ab Oktober ausstreut. Im Frühling keimen daraus die ersten Blättchen. Auch sie enthalten das Gift. Aus diesem Grund kommt es sowohl im Herbst als auch im Frühling zu Fällen von Atypischer Weidemyopathie.

Normalerweise verschmähen Pferde Samen und Sämlinge des Berg-Ahorns. Aber stehen sie im Herbst und Frühling auf überweideten Koppeln mit zu geringem Futterangebot, lässt sie der Hunger weniger wählerisch werden. Noch unklar ist, ob Samen und Sämlinge tatsächlich gefressen werden müssen, oder ob durch die Feuchtigkeit der Böden eine Anreicherung mit dem Toxin im Weidegras erfolgt. Auch eine Intoxikation der Oberflächengewässer, etwa Wasserläufe oder Tümpel auf den entsprechenden Koppeln, sind denkbar. Dass Feuchtigkeit eine Rolle spielt, scheint sicher zu sein.

Zwischen Herbst 2006 und Januar 2015 wurden der weltweit arbeitenden Forschungsgruppe AMAG ((Atypical Myopathy Alert Group) 1600 Fälle in 20 Ländern Europas gemeldet. Auch in den USA, Neuseeland und Australien sterben Pferde den plötzlichen Weidetod. Weltweit 413 Fälle wurden allein 2014 registriert. Die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich höher.
 

Symptome beim Pferd

Die betroffenen Pferde zeigen plötzlich auftretende Kolikanzeichen wie Schwitzen, Zittern, erschwerte Atmung und Absinken der Körpertemperatur. Hinzu kommt ein taumelnder Gang bis hin zur völligen Bewegungsunfähigkeit. Der Muskeltonus lässt nach, die Muskulatur fühlt sich schlaff und weich an. Im weiteren Verlauf legen sich die Tiere in Seitenlage und verharren dort. Ein typisches Verhaltensmuster ist, dass die Pferde selbst in dieser Position noch fressen möchten. Auffällig sind eine stark gefüllte Harnblase und dunkelbraun gefärbter Harn. Zeigt ein vermeintlich gesundes Pferd plötzlich kolikartige Symptome mit Muskelzittern, sollte am besten gleich ein Tierarzt gerufen werden, um rasch entsprechende Maßnahmen einleiten zu können.

 

Quellen:

Dominique-Marie Votion, Universität Lüttich (Belgien): The cause of atypical myopathy has been discovered – what should be done now? (Pferdeheilkunde November/Dezember 2015)

Mandy Bochnia et al: Hypoglycin A Content in Blood and Urine Discriminates Horses with Atypical Myopathy from Clinically Normal Horses Grazing on the Same Pasture (PLOS One, 17.9.2015)

 

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„Du triffst nicht auf ein Pferd zufällig. Es ist das Schicksal, das dich zu ihm führt.“

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