Braucht mein Pferd wirklich eine Decke?
7. November 2024
Das Eindecken und Umdecken von Pferden ist ein heißes Thema, das jedes Jahr für lebhafte Diskussionen unter Pferdehaltern sorgt! Besonders im Herbst, wenn das Wetter launisch wird, oder während milder Wintertage stellt sich die brennende Frage: Braucht mein Pferd wirklich eine Decke? Viele Besitzer entscheiden sich oft nach Bauchgefühl oder nach dem Motto „Das haben wir schon immer so gemacht“. Doch genau hier liegt das Problem! Während wir Menschen frösteln, fühlen sich viele Pferde noch wohl in ihrer Temperaturzone.
Die Unsicherheit darüber, ob und wann eine Decke wirklich notwendig ist, führt oft zu Verwirrung. Es gibt zahlreiche Vorteile des Eindeckens – etwa die Unterstützung beim Fellwechsel – aber auch einige Nachteile und häufige Fehler, die vielen Pferdebesitzern nicht bewusst sind. In diesem Artikel werfen wir einen spannenden Blick auf die natürliche Thermoregulation von Pferden, ihre Wohlfühltemperatur und klären, ob sie tatsächlich auf eine Decke angewiesen sind.
Das Wichtigste vorab:
- Individuelle Entscheidung: Ob ein Pferd eingedeckt werden sollte, hängt von Rasse, Gesundheitszustand und Haltungsart ab.
- Vorteile des Eindeckens: Schutz vor Kälte, Wind und Nässe sowie Unterstützung bei der Thermoregulation, besonders für kranke oder ältere Tiere.
- Temperatur-Richtwerte: Eindecken bei Temperaturen unter 10 Grad, abhängig vom Fellschutz und Aktivitätslevel.
- Fütterung beachten: Ein ausreichendes Futterangebot ist wichtig, um den Energiebedarf in der Kälte zu decken.
Ob ein Pferd eingedeckt werden sollte oder nicht, ist eine individuelle Entscheidung. Robustpferde benötigen in der Regel keine Decke, während andere Tiere mit dünnem Winterfell besonderen Schutz vor Kälte und Wind brauchen. Vor allem aktive oder gesundheitlich angeschlagene Pferde profitieren vom Eindecken. Wenn dein Vierbeiner aufgrund einer zu warmen Decke ins Schwitzen gerät, kann das zu Kreislaufproblemen führen. Bei älteren Tieren mit schwächerem Immunsystem hingegen kann es sinnvoll sein, früher oder sogar wärmer einzudecken.
Thermoregulation bei Pferden
Die Fähigkeit zur Thermoregulation ermöglicht es Pferden, ihre Körpertemperatur innerhalb eines bestimmten Bereichs zu halten, der zwischen 5 und 25 Grad Celsius liegt. Im Gegensatz dazu fühlen sich Menschen bei Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad wohl. Daher können wir unser eigenes Temperaturempfinden nicht als Maßstab für das Eindecken unserer Pferde heranziehen.
Pferde regulieren ihre Temperatur durch verschiedene Mechanismen
- Fressen und Verdauen
- Enges Beieinanderstehen mit Artgenossen
- Erhöhung des Muskeltonus (deshalb wirken sie im Winter oft steifer)
- Verringerung der Hautdurchblutung
- Entwicklung und Aufstellen des Winterfells
Erst bei Temperaturen um -10 Grad Celsius müssen sie aktiv zusätzliche Wärme erzeugen. Ein Zeichen für eine funktionierende Thermoregulation ist, dass Schnee auf dem Rücken des Pferdes liegen bleibt, ohne zu schmelzen. Auch bei Regen bleibt die Unterwolle trocken, da Wasser durch eine Talgschicht auf dem Deckhaar abperlt – ähnlich wie beim Lotuseffekt. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass häufiges Bürsten diese Talgschicht schädigen kann.
Auswirkungen des Eindeckens
Ein entscheidender Aspekt der Thermoregulation ist das Aufstellen der Haare. Bei Kältereizen stellen sich die Haare auf und bilden eine isolierende Schicht. Wenn ein Pferd jedoch eine Decke trägt, wird diese Fähigkeit eingeschränkt. Eine zu dünne Decke kann sogar dazu führen, dass das Pferd schneller friert als ohne Decke.
Eine britische Studie hat gezeigt, dass falsches Eindecken den Pferden schaden kann: Bei milden Temperaturen kann die Oberflächentemperatur unter einer Decke stark ansteigen – bis zu 15,8 Grad über dem Wohlfühlbereich. Dies kann zu Überhitzung führen und auch die Fähigkeit zur Thermoregulation beeinträchtigen.
Wann sollte ich mein Pferd eindecken?
Zusammenfassend lässt sich sagen: Beobachte dein Pferd sowie die Bedingungen seiner Haltung und seines Trainings, um zu entscheiden, ob du es im Winter eindecken solltest. Die Notwendigkeit und der Zeitpunkt des Eindeckens hängen stets von individuellen Faktoren ab, insbesondere in Bezug auf die Thermoregulation. Es ist wichtig, nicht nur nach deinem eigenen Kälteempfinden zu urteilen, sondern die spezifischen Voraussetzungen deines Pferdes zu berücksichtigen. Faktoren wie Herkunft, Rasse, Alter und Gesundheitszustand spielen dabei eine entscheidende Rolle.
Zudem ist der Grund für das Eindecken sowie die Art der Haltung ebenfalls von Bedeutung. Bei einem Sportpferd, das während des Trainings stark schwitzt, kann das Eindecken große Vorteile bieten – möglicherweise sogar in Kombination mit einer Schur. Robustpferde wie Kaltblüter oder Ponys benötigen in der Regel keine Decke. Dennoch sollte auch hier der Gesundheitszustand berücksichtigt werden, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.
- Pferde, die regelmäßig trainiert werden und dabei stark schwitzen, können ohne ein dichtes Winterfell schneller trocknen. Dadurch sind sie weniger gefährdet, durch die kalten Außentemperaturen schnell auszukühlen.
- Bei gesundheitlich angeschlagenen Pferden kann es notwendig sein, sie einzudecken, um ihren Wärmehaushalt zu stabilisieren. Dies gilt insbesondere für Tiere mit Erkrankungen wie Arthrose, starken Verspannungen, Rückenproblemen oder chronischem Husten.
- Wenn ein Pferd über ein zu dünnes Winterfell verfügt und ständig Wind, Regen oder Kälte ausgesetzt ist, ist es wichtig, eine warme und wasserfeste Outdoordecke bereitzustellen. Dabei sollte man auch auf ein passendes Halsteil achten, das zusätzlichen Schutz vor den Elementen bietet.
- Bei älteren Pferden kann das Eindecken besonders sinnvoll sein, wenn ihre Thermoregulation nicht mehr optimal funktioniert.
- Hat dein Pferd Schwierigkeiten beim Fellwechsel? In diesem Fall kann es vorteilhaft sein, kontinuierlich eine Decke zu verwenden, um verschiedene Probleme zu vermeiden.
Es gibt keine festen Regeln dafür, wann welches Pferd welche Decke benötigt; jeder Fall ist individuell. Grundsätzlich benötigt nicht jedes Pferd eine Decke – es gibt jedoch viele Ausnahmen von dieser Regel. Letztendlich kennt jeder Halter sein Tier am besten und sollte selbst entscheiden, ob und wie lange er sein Pferd eindeckt. Gelegentliches Eindecken kann oft gesünder für das Wohlbefinden des Tieres sein als ein dauerhaftes Tragen einer Decke.
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„Du triffst nicht auf ein Pferd zufällig. Es ist das Schicksal, das dich zu ihm führt.“