St Zaum Kandare, Kandarenreife, Dressur

Kandarenreife – Wann sind Reiter und Pferd bereit für die Kandare?

30. Oktober 2024

Zu Zeiten des Reitmeisters de la Guérnière war das ultimative Ziel der Reitkunst, das Pferd einhändig auf blanker Kandare zu führen. Das Gebiss diente dazu, dem Pferd Rahmen und Stellung zu geben und ihm eine leichte, weiche Anlehnung zu bieten. Die Grundausbildung des Pferdes zielte darauf ab, es angenehm reitbar zu machen. Heute gibt es unterschiedliche Ansichten zur Verwendung der Kandare: Einige Reiter betrachten sie mit großem Respekt und zögern aus Sorge, dem Pferd Schaden zuzufügen, während andere kaum erwarten können, mit vier Zügeln im Sattel unterwegs zu sein. Doch wann ist ein Reiter wirklich bereit für die Kandare? Und wann hat das Pferd die nötige Reife erreicht?

Da die Leistungsprüfungsordnung (LPO) Prüfungen auf L-Niveau vorsieht, die mit Kandare geritten werden, streben ehrgeizige Reitschüler ab einem guten A-Niveau danach, diese Zäumung nutzen zu dürfen. Hier sind Ausbilder gefragt, um den Nachwuchs darüber aufzuklären, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit der Einsatz der Kandare sinnvoll ist. So kann die Kandare wieder als das Präzisionswerkzeug genutzt werden, das sie eigentlich ist: ein Hilfsmittel, das dem Pferd das Reiten angenehm macht.

Weiche oder scharfe Zäumung?

Die Kandare wird oft als sehr scharfes Gebiss angesehen. Udo Bürger bietet hierzu eine differenzierte Sichtweise: Er unterscheidet zwischen stabilen Gebissen mit präziser Wirkung und gebrochenen Gebissen mit veränderlicher Lage und ungenauer Wirkung.

Die Stange ist nach Bürger das Gebiss für feinfühlige Finger, die Trense dagegen das Mundstück für Fäuste. Die Stange verlangt die stets zum Nachgeben bereite Hand aus dem gefestigten Sitz und bestraft a tempo Fehler gegen die Bewegung. Und noch ein Vergleich von Bürger: Die Kandare entspricht dem scharf geschliffenen Messer eines Chirurgen, bei dem es darauf ankommt, nur einen zuverlässig begrenzten Schnitt zu setzen … Aber auch der Hinweis: Scharfe Messer gehören in ausgelernte Hände so wie Kandarenzügel auch.

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