West-Nil-Virus breitet sich in Deutschland aus: Acht Fälle bei Pferden im August 2024

23. August 2024

Berlin – Das West-Nil-Virus (WNV), eine anzeigepflichtige Tierseuche, die durch Stechmücken übertragen wird, zeigt alarmierende Anzeichen einer Ausbreitung in Deutschland. Im August 2024 wurden bereits acht Infektionsfälle bei Pferden nachgewiesen, darunter zwei im Bundesland Niedersachsen. Diese Entwicklung bestätigt die Einschätzung des Robert Koch-Instituts, dass sich das Virus in Deutschland fest etabliert hat und voraussichtlich weiter verbreiten wird.

Die meisten der bisher gemeldeten Infektionen traten in den östlichen Bundesländern auf, insbesondere in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Am 20. August meldete das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) jedoch auch zwei WNV-Infektionen bei Pferden im Landkreis Rotenburg (Wümme) sowie im Landkreis Lüchow-Dannenberg in Niedersachsen. Damit wurden bereits mehr Infektionen bei Pferden festgestellt als im gesamten Jahr 2023, als sieben Fälle registriert wurden.

Das West-Nil-Virus wurde erstmals 2018 in Deutschland bei Vögeln und zwei Pferden nachgewiesen. Seitdem sind jährlich neue Infektionen aufgetreten, vorwiegend in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg. Da nur ein kleiner Teil der infizierten Tiere Symptome zeigt und etwa einer von 100 schwer erkrankt, ist davon auszugehen, dass es viele nicht-diagnostizierte Infektionen gibt.

Laut dem Robert Koch-Institut deutet das wiederholte Auftreten von WNV-Fällen darauf hin, dass das Virus auch in Deutschland überwintern kann und im Sommer günstige klimatische Bedingungen vorfindet. Es wird erwartet, dass sich WNV weiter etabliert und in den kommenden Jahren saisonale Erkrankungsfälle insbesondere in bereits betroffenen Gebieten auftreten werden.

Das West-Nil-Virus stammt ursprünglich aus Afrika und wird durch blutsaugende Mücken übertragen. Während Vögel die Hauptwirte sind, können auch Menschen und Pferde infiziert werden; diese gelten jedoch als Fehlwirte („dead-end-hosts“) und können das Virus nicht weiter übertragen.

In Deutschland sind WNV-Infektionen bei Vögeln und Pferden anzeigepflichtig. Bisher sind keine weiteren tierseuchenrechtlichen Maßnahmen erforderlich. Die Mehrheit der Infektionen verläuft symptomlos; einige Vogelarten sind jedoch besonders anfällig für schwere Erkrankungen. Bei Pferden können neurologische Symptome wie Stolpern, Nachhandlähmungen oder Muskelzittern auftreten; in einigen Fällen kann die Infektion tödlich verlaufen.

Aktuell sind drei Impfstoffe gegen das West-Nil-Virus für Pferde in Deutschland zugelassen. Die ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKoVet) empfiehlt eine Impfung von Pferden aus betroffenen Regionen sowie von Tieren, die dorthin reisen oder angrenzende Gebiete bewohnen, bereits im Frühjahr vor Beginn der Mückensaison. Nach einer Infektion bilden die betroffenen Pferde innerhalb von vier bis sechs Wochen schützende Antikörper aus; diese sind jedoch nach einiger Zeit nicht mehr nachweisbar. Daher rät die StIKoVet dazu, infizierte Pferde erst ein Jahr nach der Erkrankung zu impfen.

Die Situation erfordert besondere Aufmerksamkeit von Tierhaltern und Züchtern, um die Gesundheit der Tiere zu schützen und eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern.

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„Du triffst nicht auf ein Pferd zufällig. Es ist das Schicksal, das dich zu ihm führt.“

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