Die Zeiten: Renaissance, Barock, Klassik, Romantik

11. Juli 2022

Barocke Reiterei | Corinna Scholz

„RENAISSANCE„ ist das ausgehende Mittelalter, je nach Kultur des Landes verschiebt sich das etwas in Europa. Italien und Frankreich hatten ihre Renaissance früher (1450-1600) als wir (1500-1680). Unser Marstall und Reithaus in Bückeburg sind Renaissancebauten von 1608!
Reitmeister wirkten ja immer schon weit vor dem Erscheinungsdatum ihrer Bücher, also ist Pluvinel (1650 Frankreich) noch ein echter Renaissance-Reiter, Löhneysen (1608 Braunschweig) ebenso.
Feldübungen mit den Pferden, Passaden, Pirouetten und immer wieder Carrieren sind typisch. Arbeit an einem Pilar, später (Pluvinel) auch an zweien.
Viel Traversverschiebungen; rasantes, wendiges Reiten zum Zwecke der Waffengänge; Schulsprünge als Königsdisziplin. Ganz wichtig: Tummeln, Sarabande, Mezair, Courbette, Terre à Terre für das Fechten.

 

„BAROCK„ nannte man die Epoche von 1600 bis 1750 wegen der zuvor unbekannten exzentrischen Verzierungen in Musik, Dichtung und bildender Kunst. Der ausgerufene Hohepriester der Reitkunst Francois Robichon de la Guérinière (1688-1751) beschreibt die gewachsene Reitkunst des Hoch- und Spätbarock. Erste Erwähnung der Piaffe als Lektion, Schulterherein als Übung „für und wider alles“, Arbeit in der Reitbahn, kunstvolles, sehr sorgfältiges Reiten, Erwähnung der Turniere als „damals“ und Sarabande bewundert er zwar, beschreibt sie aber in der Vergangenheit. Das Tummeln verliert sich.

Die „KLASSIK„ währte von 1760 bis 1810. Das Erscheinungsdatum seines Buchs in Deutschland (1791) fiel in die Klassik. Das Tummeln gerät in Vergessenheit. Die Pferde werden kräftig überbogen (Ridingers Stiche zeigen einseitige Schlaufen auf dem Cavecon), Passage und Piaffe, Schulsprünge „um ihrer Selbst willen“. Frz. Revolution macht die Reiterei für die Bürgerlichen zugänglich, Ansprüche flachen ab. Freizeitreiten (Jagd) und Kavalleriereiten verschieben die Schönheitsideale.

19. Jahrhundert, „ROMANTIK„, Niedergang des Mäzentums (Sponsoring der Künste) des Adels. Jagdreiten und Kavallerieausbildung ersetzen Reitkunst. Die Anforderungen ändern sich. Hohe Offizieren versuchen mit veränderten Pferden die Reitkunst zu rekonstruieren. Francois Baucher (der Verbiegekünstler) erfindet mechanische Dehnübungen zum Gängigmachen ungeeigneter Pferde für Lektionen der Hohen Schule. Schulsprünge mit Vollblütern, andere Sehgewohnheiten. Galoppwechsel in Serie werden als Kunstgangart formuliert, Spanischer Galopp, Dreibeingalopp und ähnliche Kuriositäten im Zirkus als Reitkunst etabliert.


 

Über die Autorin:

Corinna Scholz ist Pferdewirtin FN Schwerpunkt Reiten mit jahrzehntelanger Erfahrung im Dressur-, Vielseitigkeits- und Springsport, die sich nach ihrer Turnier-Laufbahn der feinen Pferdeausbildung und Reiterei verschrieben hat und dies auf Messen und großen Veranstaltungen in diversen Schaubildern präsentiert hat. Neben ihrer Ausbildertätitgkeit hat sie diverse Workshops und Seminare zu verschiedenen Themen rund ums Pferd veranstaltet. Sie gründete 2004 das Team Légèreté e.V. und richtet als Prüferin Breitensport verschiedene Breitensportturniere. Corinna Scholz hat in diversen Fachmagazinen Artikel rund um das Thema Pferd veröffentlicht und ist seit 2010 ständige Mitarbeiterin der Zeitschrift Hofreitschule. 2014 erschien ihr erstes Buch, das „blv-Handbuch Bodenarbeit“. Weitere Informationen zur Autorin unter: www.tanzende-hufe.de

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