Ein magischer Moment

30. März 2017

Pferdeverhalten / Ausbildung | Sebastian Bonnet | 31.03.2017

Angst vor dem eigenen Pferd – eine Erfahrung, die Heidi Blohm machen musste. Das Verhältnis zu ihrer Holsteiner Stute war von Unsicherheit geprägt, die sogar zu einem tragischen Unfall führte. Bei Sebastian Bonnet bekamen beide die Hilfe, die sie dringend brauchten. Und bilden jetzt ein harmonisches, vertrauensvolles Team.

Was steht wohl auf dem Wunschzettel der meisten Pferdebesitzer? Gegenseitiges Vertrauen, Zuneigung und daraus resultierend Freude und Leichtigkeit bei der Arbeit und im täglichen Umgang.

Genau das erhoffte sich auch Heidi Bohm aus Tensbüttel-Röst. Als sie die hübsche Holsteiner Schimmelstute Calista vor zwei Jahren im Internet sah, war es Liebe auf den ersten Blick. Heidi kaufte die Stute vom Fleck weg.

Nach einigen Tagen Eingewöhnung fiel der frischgebackenen Pferdebesitzerin eine latente Unruhe bei ihrem Traumpferd auf, Heidi schob es auf die Umstellung und die neue Umgebung. Bis zu einem entscheidenden Vorfall: Eines Tages beim Putzen schmiss die Stute sich ohne ersichtlichen Grund mit voller Kraft nach hinten, rannte in eine Ecke und blieb dort zitternd vor Angst stehen. Heidi konnte ihr Pferd zwar beruhigen, aber diese Ausraster passierten von jetzt an immer wieder. „Es kam wie aus dem Nichts und war sehr beunruhigend“, sagt sie. Dazu trägt dass Heidi eine große familiäre Verantwortung trägt: Sie ist alleinerziehende Mama von Chiara, einem Mädchen mit Down-Syndrom, Herzfehler und Autismus. Würde Heidi etwas passieren, hätte sie niemanden, der sich um ihre geliebte Tochter kümmert.

Das angeschlagene Verhältnis zu ihrem Pferd gipfelte schließlich in Heidis persönlichem super GAU: Beim Abladen schießt die Stute aus dem Hänger, zerrt Heidi gegen die vordere Stange und sie bricht sich zwei Rippen. „Von dem Tag an war mein Vertrauen zu Calista weg, unser Miteinander gestört und von Angst belegt“, sagt sie.

 

Von gegenseitiger Angst zum harmonischem Team

Auf der Suche nach Hilfe bucht sie einen Kurs bei Sebastian Bonnet. Sie wünscht sich, endlich wieder Vertrauen zu Calista zu bekommen und ihre persönliche Angst zu verbannen.

„Ziemlich angespannt kam ich mit Calista auf den Reitplatz“, beschreibt Heidi das Seminar. „Sebastian hat uns kurz zugesehen und unser Problem sofort erfasst. Daraufhin nahm er sich meiner an, hat mir einiges erklärt und mir direkte, verständliche Anleitungen gegeben. Schon dabei ist etwas in mir passiert, was ich als magisch bezeichnen würde. Ich war zwar noch angespannt, aber hatte das Gefühl, dass Calista seit langer Zeit wieder bei mir war. Wir haben kommuniziert und sie wusste, was ich von ihr wollte.“

Nach zwei Tagen Kurs stimmt das Vertrauen zwischen Pferd und Besitzer wieder. Auch Zuhause gibt es ab jetzt keine Probleme beim Putzen, führen, beim Tierarzt oder Schmied. „Wenn Calista mir doch wieder unkonzentriert vorkommt, mache ich einige Übungen aus dem Kurs und alles ist gut“, freut sich Heidi. „Ich kann zwar kaum erklären, was während des Kurses passiert ist, aber ich kann sagen, dass Sebastian Bonnet mit seinem Kurs etwas Fantastisches geschafft hat, dass ich immer noch als Magie beschreibe.“

 

Das sagt der Experte zu diesem Fall:

„Wenn das Vertrauen zwischen Mensch und Pferd fehlt, dann gibt es zwei Baustellen an denen man arbeiten muss: Zum einen das Pferd, welches auf die passive ängstliche Rolle des Menschen reagiert und sich dementsprechend verhält. Als zweites der Mensch, der geängstigt vom Pferd zwar versucht, alles richtig zu tun, doch oft in einer Spirale gefangen ist.

Mit Heidis Geschichte begann unsere Vorstellungsrunde auf dem Seminar und schon bald flossen dicke Tränen. Heidis Anspannung und Ratlosigkeit war deutlich zu spüren. Meine erste Aufgabe im Training mit den beiden bestand darin, zu analysieren, welches Verhältnis sie miteinander haben.

Als wir zum ersten Mal auf den Reitplatz gingen, empfand ich Heidi im Umgang als passiv und eingeschüchtert von ihrer Stute. Das Pferd blieb nicht ruhig stehen, war außenorientiert, achtete überhaupt nicht auf Heidi und hatte keinen Respekt vor ihr. Das ist übrigens nicht ungewöhnlich, sondern ein Bild, was sich mir in vielen Seminaren darbietet.

Bei meiner Arbeit ist es mir ganz wichtig, den Mensch auf einer Gefühlsebene abzuholen. Gefühle kann man immer wieder abrufen und jeder von uns fühlt anders. Wir begannen also zuerst ohne Pferd zu arbeiten, um Heidis Sicherheit und Selbstbewusstsein zu stärken. Darauf folgten kleine, kurze Übungen mit Calista, in denen Heidi vom passiven zum aktiven Teil der Pferde-Mensch-Beziehung werden sollte. Durch positives Bestärken ihres Handels bekam Heidi neues Selbstvertrauen. Darauf reagierte die Stute sofort und schloss sich ihrer Besitzerin an.

Wichtig war im nächsten Schritt, dieses noch wackelige „Kartenhaus des Vertrauens“ nicht zum Einstürzen zu bringen. Durch kleine Phasen des Wiederholens gefestigt, lernte Heidi sehr schnell Vertrauen zu sich und ihrer Stute zu finden. Heidi lächelte wieder.

Am zweiten Tag konnte ich die Aufgaben an die beiden schon deutlich steigern. Calista folgte Heidi auf die Pferdewippe, bleib ruhig auf der Stelle stehen während sich ihre Besitzerin entfernte, ging vertrauensvoll durch den Torbogen und ließ sich die Hufe wässern. Der Knoten zwischen den beiden war gelöst.

Die Stute als auch Heidi fanden neu zu einander. Der Grundstein für Vertrauen auf beiden Seiten, dass gute Gefühl für eine Partnerschaft, war gelegt. Extrem wichtig ist es jetzt, dass Heidi auch nach dem Kurs nicht in alte Muster zurück fällt, sondern konsequent arbeitet. Dann sehe ich die beiden als harmonische, vertrauensvolle Einheit.“

 

 

Portrait Sebastian Bonnet

Seit knapp 20 Jahren beschäftigt der Norddeutsche sich intensiv mit dem Thema Bodenarbeit. Er  entwickelte sein eigenes Konzept Bodenschule ‒ und die Entwicklung geht immer weiter. Dabei richtet Bonnet sich nicht streng nach einer bestimmten Methode, sondern stellt sich auf das jeweilige Pferd und den Menschen ein. Bei seiner Arbeit erklärt er leicht verständlich, wie Pferde denken und zeigt, auf welche Körpersprache sie optimal reagieren. Grundlage dafür ist das natürliche Verhalten des Pferdes ‒ Sebastian Bonnet arbeitet nicht gegen die Natur, sondern mit ihr. Pferde sind Herdentiere und sehr dankbar für eine konsequente Führung. Zeigt der Mensch Unsicherheiten, muss das Pferd die Führung übernehmen. So entstehen für den Menschen Probleme. Sebastian Bonnet trainiert viel mehr als nur die Pferde. Er steht an der Seite der Besitzer, bestärkt und ermutigt sie. Nur so kann ein entspannter, harmonischer und angstfreier Umgang auch im Alltag entstehen.

Sebastian Bonnet ist deutschlandweit als Trainer unterwegs. Zu seinem Angebot gehören Seminar und Kurse zum Thema Bodenarbeit/Horsemanship und Gelassenheitstraining sowie Vorträge zum Thema Kommunikation mit dem Pferd. Seine Auftritte auf der HansePferd, Nordpferd und der Horsica mit seinem Holsteiner Cadeau sind wahre Publikumsmagneten. Legendär ist sein Auftritt mit einer lauten Kettensäge in der einen und einem seelenruhigen Pferd an der anderen Hand.

www.sebastianbonnet.de

 

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So klappt es auch bei Ihnen – drei Tipps von Sebastian Bonnet, die Sie gleich umsetzen können:

 

Die Basis: richtiges Führen

Führen Sie das Pferd oder führt das Pferd Sie? Manchen ist das gar nicht bewusst. Die richtige Führposition ist meiner Meinung nach zwischen Kopf und Schulter des Pferdes. Hier kann der Reiter den Kopf beobachten und sehen wie die Augen reagieren, Nüstern sich eventuell anspannen und hat einen guten Blick auf das Ohrenspiel des Pferdes. Außerdem merkt man, ob das Pferd schneller wird oder sich zurückfallen lässt und kann darauf reagieren. Ein wichtiger Aspekt ist der Mindestabstand. Sie alle kennen doch Dirty Dancing: „Mein Tanzbereich, dein Tanzbereich“ – das ist beim Führen nicht anders! Lassen Sie sich nicht von Ihrem Pferd bedrängen – es sollte immer ein wenig Abstand zu Ihnen halten. Führen Sie das Pferd und lassen Sie sich nicht vom Pferd führen.

 

Konsequenz: Der Schlüssel für das Miteinander

Ihr Pferd lernt ab dem Moment, an dem es an Ihrer Seite ist. Handelt das Pferd ohne Aufforderung, z.B. geht einfach los, reagieren wir als Mensch nicht immer sofort darauf. Machen Sie sich bewusst, was Ihr Pferd darf und was nicht. Wenn es in Ihre Jacke beißt, weil es ein Leckerchen darin vermutet und Sie reagieren nicht darauf, wird es beim nächsten Mal wieder zu schnappen. Seien Sie immer konsequent, und zwar ausnahmslos. Vielleicht stört es Sie beim ersten Mal nicht, dass Ihr Pferd in Ihre Jacke beißt. Dann beschweren Sie sich aber auch nicht später, wenn es Ihre Hand mit erwischt. Zeigen Sie Ihrem Pferd, wo Ihre Grenzen sind. Oft reicht ein deutliches „Nein“.

 

Komfortzone für Sie und Ihr Pferd

Einen Tag in der Woche empfiehlt es sich einmal nichts von seinem Pferd zu wollen. Dafür gehen Sie in eine kleine Halle, einen kleinen Platz, Round-Pen oder ähnliches. Machen Sie das Pferd vom Strick los und gehen Sie einfach weg. Seien Sie präsent, aber passiv. Beobachten Sie das Pferd. Genießen Sie die Zweisamkeit. Nehmen Sie sich nichts vor. Seien Sie einfach nur im Hier und Jetzt. Genießen Sie die Anwesenheit dieser Kreatur. Sie werden von alleine sehen, ob das Pferd zu Ihnen kommt. Sollte es sich für andere Dinge interessieren, ist das völlig ok. Es wird sicher auch wieder andere Zeiten geben. Nehmen Sie keine Leckerchen mit, um die Aufmerksamkeit des Pferdes zu bekommen. Zwanzig Minuten sollten reichen.

 

Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit Ihren Pferden!

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„Du triffst nicht auf ein Pferd zufällig. Es ist das Schicksal, das dich zu ihm führt.“

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