Rafael Soto Andrade – „Reiterei ist Familiensache“

22. Februar 2017

Reiter und Pferd | Rebecca / SK

 

Rafael Soto Andrade wurde 1957 in Jerez de la Frontera in Spanien geboren. Schon sein Vater und Großvater arbeiteten als Berufsreiter mit Pferden. Sein Vater kaufte und leitete ein Reitzentrum in Palma de Mallorca, wo auch Soto 1982 seinen ersten Titel, den des Regionalmeisters der Balearen erritt. „Reiterei ist bei uns Familiensache“, blickt Rafael Soto zurück. Kein Wunder also, dass er das Reiten von der Pike auf lernte. Vater und Großvater lehrten ihn die Kunst. Dabei erinnerte ihn sein Vater stets daran, dass es nicht darauf ankommt zwischen den verschiedenen Reitweisen zu unterscheiden, sondern zwischen guter und schlechter Reiterei. Er motivierte seinen Sohn dazu neue Wege zu gehen und sich reiterlich weiterzubilden.

 

Es war großes Glück, dass ich mit 18 Jahren die Möglichkeit erhielt, an der Hofreitschule in Jerez in die Lehre zu gehen“, erzählt der Spanier von seiner Rückkehr nach Jerez de la Frontera. Im Anschluss an seine Ausbildung an der königlich andalusischen Hofreitschule erhielt er dort 1986 eine Festanstellung als Berufsreiter. Seit nunmehr 30 Jahren ist er fester Bestandteil der berühmten Schaubilder und Quadrillen unter dem Namen „Wie die andalusischen Pferde tanzen“ (Como bailan los caballos andaluces). Zudem bildet er an der Reitschule Ross und Reiter aus und leitet aktuell den organisatorischen Bereich der Schauvorführungen.

Rafael Sotos Leidenschaft galt schon immer den Spanischen Pferden. Und er demonstrierte auf höchstem internationalen Niveau, dass ein sorgfältig ausgewähltes, gut ausgebildetes spanisches Pferd sich in der sportlichen Elite beweisen kann. „Ich darf mich glücklich schätzen, viele meiner Träume verwirklicht zu haben“, freut sich der Reitmeister über seine sportlichen Erfolge. Sotos Karriere im Dressursport begann mit dem PRE Flamenco. Als erstes spanisches Pferd wurde Flamenco 1994 spanischer Dressurchampion. Mit diesem Pferd schaffte Soto den Sprung in den internationalen Turniersport. Flamenco stammte ebenso wie der berühmte Invasor aus der Zucht von Alvaro Domecq, dem Begründer der Hofreitschule in Jerez. Über zehn Jahre behauptete sich Rafael Soto mit diesen beiden Pferden in der Spitze des Dressursports. Mit dem Schimmel Invasor bestritt der heute 59-Jährige drei olympische Spiele und feierte seinen größten Erfolg: den Gewinn der Mannschafts-Silbermedaille bei Olympia in Athen 2004. Gern erinnert sich Soto an diesen Ritt zurück: „Es war ein unbeschreiblicher Moment. Der Höhepunkt an Harmonie zwischen Pferd und Reiter, die wichtigste Voraussetzung für Höchstleistungen. Dieser Ritt war das Ergebnis einer jahrelangen Arbeit zwischen zwei Partnern, oder besser gesagt Freunden, die zusammen eine Kunst lebendig werden lassen.“ Invasor war es auch, der ihm vermittelte, das Wesen der Pferde besser zu verstehen. Nach seiner sportlichen Karriere wurde Invasor als Deckhengst eingesetzt und sollte eigentlich seinen Lebensabend auf der Finca eines befreundeten Züchters verbringen, doch im Alter von 24 Jahren verstarb der Hengst überraschend. Soto berichtete der spanischen Pferdezeitschrift Ecuestre gegenüber, dass er sich immer an den besonderen Ausdruck im Blick des Schimmelhengstes erinnern werde

Ganz vom Dressursport auf internationaler Bühne hat sich Soto dennoch nicht verabschiedet. In seiner Rolle als Lehrmeister trainiert er seit 2013 die spanische Dressurequipe, sowie zahlreiche Nachwuchstalente jeden Niveaus.

Aktuelle Hoffnungsträger sind für ihn die der Hofreitschule in Jerez angehörige Bereiterin Belen Bautista und der PRE-Hengst Fenol. Fenol stammt von Evento ab, einem Pferd das unter dem Sattel von Ignacio Rambla , der zusammen mit Solo Mannschaftssilber gewann, den spanischen Dressursport prägte. „Sie haben das Potential Spanien bei zukünftigen Olympischen Spielen zu präsentieren“, berichtet Soto von Bautista und Fenol. Dabei sollte für ihn beim sportlichen Reiten aber stets Wert drauf gelegt werden , dass die Prinzipien der alten, klassischen Reitlehre nie aus den Augen verloren werden. „Wer durch reelles Reiten die natürliche Ausdrucksweise seines Pferdes fördert, hat die besten Chancen zum Erfolg“, fasst der erfolgreichste spanische Dressurreiter zusammen. Mithilfe seines Erfahrungsschatzes möchte er in seinem Training die Beziehung zwischen Pferd und Reiter bestmöglich verbessern. Von diesem Erfahrungsschatz profitiert auch sein Sohn der, wie schon Rafael Soto selbst, von seinem Vater die Kunst des Reitens erlernt.

 

Mit Invasor bestritt Rafael Soto Andrade drei olympische Spiele und feierte seinen größten Erfolg: den Gewinn der Mannschafts-Silbermedaille bei Olympia in Athen 2004 / Foto: Privat

Text: Rebecca / Sahra Kaiser

 

Über die Autorin:

Rebecca Dörfel lebt mit ihrem Partner Diego Ruiz Ariza in Chiclana de la Frontera, einem Städtchen an der Südwestküste Spaniens. Sie traf Rafael Soto Andrade bei einem von Dressurausbilderin Karin Leuthardt organisierten Lehrgang auf der Reitanlage „Royal Center Hipico“. Hier konnte sie sich mit dem symphatischen Reitmeister über seinen Werdegang unterhalten.

Diego und Rebecca bilden auf der Reitanlage „Hipica La Patiña“ in Chiclana iberische Pferde aus, geben Dressurunterricht und sind Ansprechpartner für Pferdeverkauf und -vermittlung.

Ihre Philosophie:
Ob Freizeit oder Sportreiter, was zählt ist nicht in erster Linie Niveau und Können, sondern das Interesse an der harmonischen Zusammenarbeit mit dem Partner Pferd.
Jedes Pferd soll die Chance erhalten, nach seinen Möglichkeiten gefördert zu werden.
Als Ausbilder versuchen wir, für neue Erkenntnisse offen zu sein und unsere Arbeit mit Mensch und Tier abwechslungsreich zu gestalten. Deshalb gehören zu unserem Konzept neben der dressurmäßigen Arbeit auch Boden- und Handarbeit, Doppellonge, sowie Stangen- und Geländetraining.

 

 

 

 

     

 

 

 

 

 

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