François Robichon de la Guérinière / Foto: Wikipedia / Conversano Isabella

De la Guérinière lehnte jede Form von Gewalt in der Ausbildung ab

5. Oktober 2024

François Robichon de la Guérinière (1688–1751) gilt als einer der bedeutendsten Reitmeister der Geschichte. Er propagierte das Impulsreiten und die Technik des „descante de mains“, bei der die Kandare einhändig geführt wird und nur bei Bedarf kurz zum Einwirken genutzt wird. De la Guérinière war ein Verfechter eines sanften Umgangs mit dem Pferd und lehnte jede Form von Gewalt in der Ausbildung ab.

In seinem 1733 veröffentlichten Werk École de Cavalerie legte er die Grundlagen für eine systematische Ausbildung von Pferden, die vom Leichten zum Schweren führt. Dieses Buch, dessen vollständiger Titel in deutscher Übersetzung lautet: Reitkunst oder gründliche Anweisung zur Kenntnis der Pferde, deren Erziehung, Unterhaltung und Abrichtung nach ihrem verschiedenen Gebrauch und Bestimmung, ist mehr als nur eine Reitlehre – es ist eine Enzyklopädie der Reitkunst. Darin beschreibt er den korrekten Sitz des Reiters, der bis heute Gültigkeit hat.

De la Guérinière betonte die Bedeutung des Gleichgewichts im Sattel und forderte einen festen Sitz, der nicht durch klammernde Unterschenkel oder Knie entsteht, sondern durch elastisches Mitschwingen in der Mittelpositur. Er warnte vor den Gefahren starker und wiederholter Schläge, die das Pferd verängstigen und seine natürliche Zierlichkeit rauben können.

Ein weiterer wichtiger Beitrag von de la Guérinière war die Einführung des Schulterhereins (französisch: épaule en dedans) sowie des Pritschensattels, um den neuen Sitzstil zu unterstützen. Seine Philosophie lautete: „Die vornehmste Aufgabe des Sitzes ist es, das Pferd nicht zu stören.“

„Hat das Pferd drei- bis viermal auf einer Hand herum gelaufen, und gehorchet, so läßt man es stillhalten und schmeichelt ihm… Nachdem man es hat verschnauben lassen, läßt man es an der anderen Hand traben und beobachtet dabei das nämliche… Starke und oft wiederholte
Schläge bringen ein Pferd zur Verzweiflung, machen es lasterhaft, zum Feind des Menschen und der Reitbahn, und berauben es jener Zierlichkeit, die niemals wieder kommt, wenn sie einmal verloren ist.
Aus demselbigen Grunde darf man es auch nicht zu lange traben lassen, denn es ermüdet das Pferd, und macht es verdrüßlich; vielmehr muß man es mit derselben Munterkeit, mit der es aus dem Stalle kam, wieder in denselben zurück schicken.“

(aus: Guérinière: Reitkunst oder gründliche Anweisung)

Trotz seiner Errungenschaften hatte de la Guérinière mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Nachdem er seine eigene Reitschule schließen musste, wurde er 1730 im Marstall von Ludwig XV. angestellt und leitete auch die Reitschule der Tuilerien. Er trug den Titel Ecuyer du Roy (Reitmeister des Königs). Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Antoine de Pluvinel sah de la Guérinière die Ausbildung des Pferdes als Vervollkommnung seiner natürlichen Fähigkeiten an.

Sein Werk fand schnell Anerkennung und wurde dank der herausragenden Illustrationen von Charles Parrocel populär. De la Guérinière veröffentlichte mehrere Ausgaben seines Buches mit Ergänzungen, wobei die erste Auflage als besonders hochwertig galt.

Lebenslauf von François Robichon de la Guérinière

  • Geboren: 8. Mai 1666 in Essay (Orne)
  • 1705-1715: Schüler an der Académie d’Équitation in Paris
  • 1715: Erhält Bestallungsbrief zur Gründung einer Reitakademie
  • 1717: Eröffnung seiner Reitakademie mit schnellem Erfolg
  • 1718: Heirat mit Marguerite Martine Robin de la Forest
  • 1719: Kauf von Kutschen nach Schließung seiner Akademie
  • 1719-1724: Finanzielle Probleme und Trennung von Geschäftspartner Colmenil
  • 1724: Neuer Partner: François Nicolas Desprez
  • 1729-1730: Veröffentlichung des ersten Bandes der École de Cavalerie
  • 1730: Ernennung zum Direktor der Manege de Tuileries
  • 1733: Erste Edition in Folio
  • 1740: Titel Écuyer ordinaire du Roy
  • 1751: Tod am 2. Juli; zweite Auflage der École de Cavalerie

De la Guérinières Vermächtnis lebt weiter in den Prinzipien der klassischen Reitkunst, die auf Respekt und Verständnis für das Pferd basieren. Sein Zitat

„Das Wissen um die wahre Natur der Pferde ist die erste Grundlage der Reitkunst“ fasst seine Philosophie treffend zusammen.

Quellen: Wikipedia

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„Du triffst nicht auf ein Pferd zufällig. Es ist das Schicksal, das dich zu ihm führt.“

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