Equine Grass Sickness EGS, Graskrankheit

Equine Grass Sickness (EGS): Eine rätselhafte und tödliche Krankheit bei Pferden

24. Juni 2024

Die Equine Grass Sickness, auch bekannt als Graskrankheit, ist eine ernste neurologische Erkrankung, die Pferde auf der Weide betreffen kann. Trotz jahrzehntelanger Forschung bleibt die Ätiologie dieser Krankheit unklar. Ein Ausbruch von EGS kann nicht an spezifischen Faktoren festgemacht werden, was die Prophylaxe nahezu unmöglich macht. Die Erkrankung kann jedes Pferd unabhängig von Jahreszeit, Rasse, Alter oder Geschlecht treffen.

„Ebenfalls unter Verdacht steht Klee, genauer: weißer Klee mit einem erhöhten Zyanidgehalt. Er könnte zum Entstehen der Graskrankheit beitragen“, erklärt Dr. Christian Braun, Veterinärmediziner und Experte für Pferdekrankheiten. „Studien wiesen in Kleeproben von Weiden während eines Krankheitsausbruchs viel Zyanid nach. Pferde, die dort grasten, hatten in Blut und Urin einen hohen Zyanidanteil.“

Typische Anzeichen eines akuten Verlaufs sind starke Koliken, Schluckbeschwerden, Lähmungen im Schlundbereich und Muskelschwäche. Die Pferde leiden unter einem gestörten Darm- und Magenfunktion sowie einem erhöhten Puls und Dehydrierungsgefahr.

„Die Diagnose von EGS kann schwierig sein und erfordert spezifische Untersuchungen wie Biopsien aus dem Darm oder den Augentropfen-Test mit Phenylephrin“, erklärt Dr. Braun.

Die Behandlung gestaltet sich als herausfordernd und gelingt nur in seltenen Fällen. Infusionen, Magenentleerung und Spasmolytika können eingesetzt werden, aber oft endet die Krankheit tödlich oder erfordert die Einschläferung des Pferdes.

„Die Equine Grass Sickness bleibt eine mysteriöse und gefährliche Krankheit, die weiterhin intensive Forschung erfordert, um Ursachen zu verstehen, Diagnoseverfahren zu verbessern und wirksame Behandlungs- und Präventionsstrategien zu entwickeln“, betont Dr. Braun.

Es wird vermutet, dass neben dem Klee mit erhöhtem Zyanidgehalt auch Witterungsverhältnisse und Graswachstum eine Rolle spielen könnten. Die meisten Fälle treten zwischen April und Juli auf, mit einem Höchststand im Mai; allerdings gibt es auch geringe Häufungen in Herbst- und Wintermonaten. Vor gehäuften Ausbrüchen herrschte stets kühles, trockenes Wetter bei Temperaturen zwischen sieben und 11 Grad Celsius. Teilweise traten Erkrankungen mehrfach nach Wetteränderungen (Kälte und starke Winde) auf.

Es zeigt sich ein komplexes Bild der Equinen Graskrankheit, das sowohl Umweltfaktoren als auch potenzielle Toxine wie Zyanid einschließt. Die Erforschung dieser Zusammenhänge ist entscheidend für die Entwicklung effektiver Maßnahmen zur Prävention und Behandlung dieser gefährlichen Krankheit bei Pferden.

Alle relevanten Krankheitsanzeichen in Anhängigkeit des Krankheitsverlaufs auf einen Blick:

Akute EGS

–        Koliksymptome mittleren Schweregrads (selten hochgradig)
–        fehlende Peristaltik (Darmtätigkeit)
–        Reflux, manchmal spontan
–        fehlender Kotabsatz oder Veränderungen der Kotbeschaffenheit (trockener, harter Kot mit schwarzem Überzug und Pseudomembranen)
–        Dysphagie (Probleme beim Schluckvorgang, die dazu führen, dass Nahrung oder Flüssigkeit nicht mehr richtig zum Magen transportiert werden kann)
–        Anorexie (starker Gewichtsverlust in Folge von Fressunlust)
–        bilaterale Ptosis (eines oder beide Augen-Oberlider hängen herunter)
–        Hypersalivation (übermäßiger Speichelfluss, kann auch ausbleiben)
–        Tachykardie (schneller anhaltender Herzrhythmus, 60–120 Schläge/min)
–        generalisierter oder lokalisierter Schweißausbruch
–        Muskelzittern und Muskelfaszikulationen (v. a. Trizeps- und Quadrizepsmuskulatur, an den Flanken)
–        Verhaltensänderungen (zum Beipsiel mit Trinkwasser spielen)
–        Piloerektion (Aufstellen der Wollhaare, „Gänsehaut“)

Chronische EGS

–        milde, intermittierende Koliksymptome, häufig nach Futteraufnahme
–        rapider Gewichtsverlust
–        veränderte Abdomensilhouette mit typischer „Wespentaille“
–        fehlender Kotabsatz und Veränderungen der Kotbeschaffenheit (trockener, harter Kot mit schwarzem Überzug und Pseudomembranen)
–        Dysphagie
–        Anorexie
–        bilaterale Ptosis
–        Tachykardie (50–60 Schläge/min)
–        lokales Schwitzen (Ohrbasis, seitlich am Hals und an der Flanke, unter dem Schweif)
–        Rhinitis sicca (nahezu pathognomonisch)
–        Muskelzittern und Muskelfaszikulationen (v. a. Trizeps- und Quadrizepsmuskulatur, an den Flanken)
–        Piloerektion
–        Penisprolaps (häufiger Hengste als Wallache)
–        Verhaltensänderungen

 

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„Du triffst nicht auf ein Pferd zufällig. Es ist das Schicksal, das dich zu ihm führt.“

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