Dominant weiße Freiberger
11. November 2017
Barockpferde | Natalie Hürlemann | 16.11.2017
Als ich vor 13 Jahren meine Freibergerstute kaufte und im Anschluss an Freibergertagen teilnahm, kannte ich, wie die meisten, den weißen Freiberger noch nicht. Ein Freiberger ist braun oder fuchsfarbig, dass es auch Schimmel gibt, aber das schon recht selten, wusste ich. Daher war ich von den Gestalten welche ich da sah, völlig fasziniert: Strahlend weiß, mit rosafarbener Haut, im Sonnenlicht perlfarben glänzend- dazu auch „Schecken“. Sehr, sehr wenige, seltene Vertreter waren zu sehen. Vorläufig dachte ich, dass diese Pferde die Farbe von anderen, eingekreuzten Rassen erhalten haben mussten, da auch im Rassebeschrieb diese nicht existieren.
Einige Zeit später, als ich mich vermehrt mit dem Thema der Rasse Freiberger zu befassen begann, interessierte ich mich immer mehr für diesen Farbschlag. Wie kam es dazu?
Im Jahre 1957 wurde die Freibergerstute Cigale geboren. Eine Tochter zweier normalfarbener Elternteile. Eine Fohlengeburt wie jede andere? Nein- denn Cigale wurde komplett weiß geboren. Wie war das möglich? Hierfür war eine spontane Genmutation verantwortlich, eines KIT Gens. Hier handelt es sich um eine Form des Leuzismus. Beim Freiberger kommt es je nach Dominanz des Gens von rein weißen Pferden bis zu 50 % Färbung. Hier kommt es gerne zu Verwirrungen, da diese teilgefärbten Freiberger fälschlicherweise für Schecken gehalten werden. Eine Reinzucht ist nicht möglich, da die Verpaarung zweier Dominant Weißer letal ist, und dies schon in frühem Stadium der Trächtigkeit (ca. 3. Monat). Früh- oder Fehlgeburten konnten nie nachgewiesen werden, im Gegensatz zu anderen Rassen. Hier wird ein nicht lebensfähiges Fohlen geboren, welches keinen Darmausgang hat und entsprechend kurze Zeit nach der Geburt stirbt. Daher gehen alle dominant weißen Freiberger auf diese eine Stute zurück. Es handelt sich also um eine völlig natürliche spontane Mutation innerhalb der Rasse.
Abgesehen von der unmöglichen Reinzucht haben diese Pferde keinerlei gesundheitliche Einschränkungen.
Bisher hat der Freiberger Zuchtverband diese Farbe nicht anerkannt. Die weißen Hengste werden nicht zur Körung zugelassen, die Farbe ist weitgehend nicht gerne gesehen. Nur wenige Züchter haben sich dieser Farbe verschrieben. Dieses Jahr zeigten sich die Richter erfreulicherweise aber aufgeschlossener den bunten Freibergern gegenüber, eine Körung ist weiterhin aber ausgeschlossen. Entsprechend sind diese Freiberger seltenes und begehrtes Gut. Bei weißen Stuten ist die Chance auf weiße Nachkommen bei 50%, bei einem weißen Hengst bei 75%.
Die Faszination ließ mich nicht mehr los, besonders der Hengst Milor aus unserer Ostschweiz hatte es mir angetan. Ich kannte ihn von diversen Anlässen als sehr umgänglichen, lieben Zeitgenossen, seine komplett weiße Erscheinung blieb mir in Erinnerung. Als dann der Wunsch nach einem Fohlen immer präsenter wurde, kam er in die engere Wahl. Schließlich entschieden wir uns im Wissen, dass es auch ein „normalfarbiges“ Fohlen geben kann, für diesen Hengst. Das Abenteuer „eigenes Fohlen“ und somit die Hoffnung auf solch eine weiße Schönheit begann.
Gut 11 Monate später erblickte Morvyn Maximus das Licht der Welt – der wahr gewordene Traum! Der Moment der Geburt, die wahnsinnige Spannung, was da geboren werden würde, war gigantisch. Dann war er da. Unser weißer Hengst, mit fuchsfarbenen Ohren und einem halben Aalstrich in der Mähne. Für uns war es klar, dass wenn es einen weißen Hengst geben würde, wir ihn als Zuchthengst aufziehen wollen, da uns nicht nur seine Optik, sondern auch sein absoluter Top-Charakter überzeugte. Doch einen ungekörten Hengst in der Zucht einsetzen? Somit begann für mich die Suche nach einem Verband, in welchem die Körung möglich sein würde.
Denn bisher war es ja unmöglich, einen weißen Hengst kören zu lassen. Dies hat sich aber geändert, seit 2016 gibt es zwei gekörte Hengste in der Schweiz: Elios de la Croix und Mirrado white Cloud. Der Verband des Special Color Schweiz hat sich den spezial farbenen Pferden verschrieben. Er betreut diverse Rassen, vom Warmblut über Pintabian, Vollblut, Gangpferde, bis hin zu Mini Pony / Miniature Horse. Die Typen werden in verschiedene Sektionen aufgeteilt, es ist auch klar definiert, wie die Abstammung nachgewiesen werden muss. Gegründet wurde der Verein Anfang April 2006, im Jahr 2009 wurde er vom Bundesamt für Landwirtschaft anerkannt. Der Verein ist besonders für die Liebhaber farbiger Pferde gedacht, es ist aber in allen Rassen- und Untersektionen erlaubt, einfarbige und unverdünnte Pferde miteinander zu verpaaren.
Das Ziel des Vereins ist es, Pferde von besonderer Farbe im Typ eines guten und korrekten Reitpferdes zu züchten.
Jedes Jahr wird eine Zuchtschau inklusive Fohlenbeurteilung und Hengstkörung durchgeführt. Außerhalb der Schweiz ist der Special Color Schweiz berechtigt, für Italien Papiere auszustellen.
Auch in Deutschland gibt es zwei gekörte dominant weiße Freiberger Hengste, welche erfolgreich eingesetzt werden, unter anderem in Verpaarung mit Kaltblutstuten.
So kam es, dass wir uns entschieden, Morvyn an zwei Fohlenschauen zu zeigen: an der Freibergerschau, sowie auch an der Schau des Special Color, da wir unsere Zukunft bei diesem Verband sehen. Voller Stolz durften wir die Prämierung unseres Nachwuchses in Empfang nehmen. Somit wird Morvyn zu gegebener Zeit zur Körung vorgestellt werden. Zurzeit genießt er seine Fohlenzeit auf einer top Weide in Deutschland.
Gespann mit vier DW Freibergern (vorne links Milor, der Vater von Morvyn und Mirrado) an den Pferdesporttagen 2017 in Frauenfeld
Hengste
Gerne möchte ich die Hengste etwas näher vorstellen, zum einen unseren Morvyn, zum anderen die beiden anderen gekörten Hengste in der Schweiz. Es handelt sich bei allen dreien um Hengste mit wenig Fremdblut, aber unterschiedlichen Typs.
Morvyn Maximus
Geb: April 2016
Stockmass: ausgewachsen ca. 155 cm
Abstammung:
Vater: Milor
Mutter: Montania, Muttervater: Cato
Fremdblut: 3,13%
Er steht im alten Zugpferdetyp, Kaltbluttyp. Schon jetzt mit eineinhalb Jahren breit und massig gebaut. Charakterlich ein wahrer Schatz, verschmust, anhänglich, mit enormem Arbeitswillen, er will seinen Menschen immer gefallen. In der Gruppe sehr sozial. Sucht sich seine Menschen aus, möchte seine Bezugspersonen haben, ist aber trotzdem zu jedermann freundlich.
Elios de la Croix
Geb: März 2008
Stockmass: 157 cm
Abstammung:
Vater: Elogeur
Mutter: Frisquette, Muttervater: Crepuscule
Fremdblut: 5%
Elios war der Körsieger anlässlich seiner Körung 2016, besonders stach sein hervorragender Charakter sowie seine Bewegungen und Versammlungsfähigkeit hervor. Elios steht im Offenstall, in einer Gruppe mit jüngeren Hengsten zusammen. Gut geritten und gefahren, sehr sozial, lernwillig und fleißig. Er zeichnet sich auch durch ein gutes Temperament aus.
Mirrado white Cloud
Geb: April 2011
Stockmass: ca. 150 cm
Abstammung:
Vater: Milor
Muttervater: Elvis
Fremdblut: 5,47%
Auch Mirrado besticht durch seinen lieben, gutmütigen Charakter, welchen er zuverlässig vererbt hat. Mirrado ist PSSM n/n sowie CLF frei getestet. Menschenbezogen, fleißig, entspannt auch in neuen Situationen.
Fotos: Natalie Hürlemann
Über die Autorin:
Natalie Hürlemann ist seit klein auf mit dem Pferdevirus infiziert. Lange Jahre hatte sie Reitbeteiligungen und hat Reitstunden genommen, bevor sie sich vor 13 Jahren ihr erstes eigenes Pferd angeschafft hat, Morvyns Mutter Montania. Nach langer Zeit des Westernreitens, ist Natalie seit einem Jahr bei der akademischen Reitkunst gelandet, welche ihr viel Freude bereitet!
Natalie arbeite auf der Pflege in einem Alters- und Pflegeheim, die Pferde geben ihr den perfekten Ausgleich zu dieser Arbeit. Seit der Geburt von Morvyn setzt sie sich speziell für den bunten und weißen Freiberger ein.
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