Die Pferde-Krankenversicherungen: notwendig und sinnvoll?

27. September 2022

Die Zeit mit seinem Pferd zu verbringen, ist wertvolle Zeit, sei es als Hobby-Tierhalter, als Freizeitreiter, Sportler oder Profi. Alle verbindet die Zuneigung zu diesem großen vierbeinigen Begleiter, egal in welchem Alter, egal mit welcher Motivation für das tolle Miteinander von Mensch und Tier. Doch dieses harmonische Glück wird oftmals getrübt, wenn es um die Kosten der Wiederherstellung der Gesundheit des Pferdes geht. Dann fallen Kosten an für den Tierarzt, für Medikamente, Behandlungen und Unterbringung. Und diese Kosten können sehr schnell sehr hoch sein und die Behandlungen schnell tausende von Euros verschlingen.

Glücklich kann sich schätzen, wer sich dies alles finanziell leisten kann. Und glücklich kann sich schätzen, wer die Kosten durch eine Versicherung erstattet bekommt. Persönlich sehr schwierig wird es, wenn man sich die Behandlung des Tieres finanziell nicht so einfach leisten kann. Dann bleibt oft nur die schwere Entscheidung, sich finanziell zu verschulden oder das Tier aufzugeben.

Gerade mit Blick auf die neue Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) hat diese Thematik an Dynamik gewonnen. Denn ab November 2022 gilt eine neue Kostenordnung wenn ein Tier beim Tierarzt behandelt wird. Und diese Kostenordnung gibt nur eine Aussage: Es wird teurer, bisweilen sogar sehr viel teurer.

Nun muss man den Tierätzten zustimmen, dass die GOT seit dem Jahre 1999 in den Leistungsgebühren nicht angepasst wurde, es gab nur eine kleinere Anpassung in 2020. Doch auch für die Praxen der Tierärzte sind die internen Kosten gestiegen (Personal und Medizintechnik). Die Neuordnung war also absehbar. Das Besondere an der neuen GOT im Herbst 2022 ist jedoch, dass dann in der normalen Sprechstunde bereits vom 1-fachen bis 3-fachen Satz abgerechnet werden kann, in Notfällen sogar vom 2-fachen bis zum 4-fachen Satz. Das macht die Behandlungen der Tiere (Großtiere wie Kleintiere) insgesamt und im betroffenen Einzelfall erheblich teurer.

Die absehbare Folge: Bei den Pferdehaltern häufen sich ausufernde Tierarztrechnungen. Kolik-Operationen kosten mehrere tausend Euro. Selbst kleinere Operationen mit Vollnarkose oder Sedierung steigen mit der Nachbehandlung schnell auf vierstellige Summen an. Deshalb schließen viele Pferdebesitzer eine Pferde-OP-Versicherung oder eine Pferde-Krankenvollversicherung ab. Aber ist sie sinnvoll?

 

Lutz Schewe von der MGA – Mehrfachgeneralagentur Schewe GmbH beantwortet uns dazu ein paar Fragen.

Brauche ich überhaupt eine Versicherung wenn es um die Gesundheit meines Pferdes geht?

Ich stelle mal eine provokante Gegenfrage: Wer kann sich als Bürger in Deutschland vorstellen, überhaupt nicht krankenversichert zu sein oder auf den Krankenversicherungsschutz komplett verzichten zu wollen? Wohl niemand, jedenfalls nicht in Deutschland. Und deshalb ist in Deutschland jede Bürgerin und jeder Bürger „automatisch“ gesetzlich krankenversichert bei einer gesetzlichen Krankenversicherung. Man kann sich sogar „höher“ versichern, das wäre aber ein privater Zusatzvertrag, den sich jeder aussuchen kann, wenn er mag.

Für die Tiere ist eine gesetzliche Krankenversicherung nicht obligatorisch, es kann aber bei einer privaten Versicherung finanzieller Schutz vereinbart werden. Und das ist auch sinnvoll. Denn das Pferd ist beim Tierarzt immer Privatpatient. Eine gesetzliche Krankenkasse (wie beim Menschen) gibt es nicht, also muss der Tierhalter die kompletten Kosten beim Tierarzt selbst bezahlen. Diese Kosten bekommt der Tierhalter wiederum ganz oder teilweise erstattet, wenn er eine private Versicherung vorher vereinbart hat für sein Pferd.

Früher galt: Die Haftpflichtversicherung ist ein „Muss“, die Pferde-OP-Versicherung ist eine sinnvolle Ergänzung und die Pferde-Krankenvollversicherung ist für den, der den umfassenden Schutz wünscht. Heute gilt: Die Haftpflichtversicherung und die OP-Versicherung sind ein „Muss“, mindestens aber in der Kombination von Beginn an „höchst empfehlenswert“, denn beide Versicherungen schützen vor den Folgen hoher finanzieller Inanspruchnahme. Sei es durch fremde Dritte (Haftpflicht) oder die entstehenden hohen Tierarztkosten (OP-Versicherung).

Was deckt die Operationskostenversicherung ab?

Hier muss man sehr genau auf den Versicherungsumfang und die die Bedingungen schauen, sonst gibt es ein böses Erwachen im Schadensfall. Heute gibt es bei der OP – Versicherung eine Vielzahl von Anbietern bei den Versicherungen, aber der Versicherungsschutz ist nicht einheitlich. Jeder Tarif eines Vertrages (sogar beim selben Versicherer) kann anders gestaltet sein. Denn zum einen geht es um die Übernahme der Kosten für die eigentliche Operation des Pferdes. Wird schon bei Standnarkose geleistet oder nur bei Vollnarkose in der Klinik? Kann die (kleinere) OP auch am Stall erfolgen? Gibt es einen offenen Katalog an Operationen („alles“) oder sind die erstattungswürdigen Operationen in einer festen Liste aufgeführt? Gibt es Leistungsbeschränkungen, zum Beispiel nur 3.000 € bei Koliken? Oder stehen Leistungen gar nur einmalig im Jahr zur Verfügung? Welche Kosten vor und nach der Operation werden bis zu welchem Zeitraum erstattet?

All das sollte im Vorfeld erörtert werden. Hier ist die gute individuelle Beratung viel Wert für den Tierhalter. Und leider ist es auch nicht alle Pferde in allen Tarifen zu versichern wegen des Alters oder der Vorerkrankungen. Alle Aspekte und Fragen sollten im Vorfeld des Versicherungsvertrages erörtert und geklärt werden. Ist der Schadensfall erstmal eingetreten, ist es zu spät für nachträgliche Änderungen.

Seit wann gibt es die Operationskostenversicherung?

Zu Beginn der 1980ger Jahre gab es nur die Pferde-Krankenvollversicherung, die die OP-Versicherung beinhaltete. Anfang der 2000er Jahre kam die OP-Versicherung als eigene Sparte hinzu und war wesentlich günstiger als die Vollvariante. Gerade als „Katastrophendeckung“ etablierte sich die OP-Versicherung in den Folgejahren schnell. Waren es zu Beginn nur wenige spezielle Tier-Versicherer, die die OP-Versicherungen anboten, sind heute zahlreiche etablierte Versicherer am Markt mit vielen breit gefächerten Tarifen. Der Kunde kann also aus einem breiten Angebot auswählen und für sich zusammenstellen, was zu ihm und seinem Tier passt.

Wozu ist die Operationskostenversicherung gut?

Die OP-Versicherung ist innerhalb des versicherungstechnischen Gesundheitsschutzes für das Pferd eine Art „Katastrophendeckung“. Nicht alles ist versichert, aber das, was versichert ist, ist gut abgesichert. Gerade bei Operationen und Klinikaufenthalten, also wo es sehr schnell sehr teuer wird, kann sich die Tierfreundin und der Pferdehalter umfassenden finanziellen Schutz einkaufen für adäquaten und noch erschwinglichen Beitrag. Wer mehr Rundumschutz durch eine Pferde-Krankenvollversicherung wünscht (jede Behandlung auch ohne OP wird voll oder teilweise bezahlt), der muss dann auch mehr Beitrag bezahlen.

Wer kann eine OP-Versicherung abschließen?

Diese Versicherung ist eine ganz „normale“ Versicherung. Sie kann abgeschlossen werden wie andere Versicherungen auch, der Versicherungsnehmer muss volljährig und geschäftsfähig sein. Gehört das Tier dem Neffen oder Enkel, so könnten sogar auch die Tanten bzw. Onkel oder Oma bzw. Opa das Tier versichern und die Beiträge entrichten. Bei minderjährigen Kindern sind die Eltern die Versicherungsnehmer bzw. müssen der Versicherung zustimmen. Versichert ist das jeweilige Pferd, das im Antrag bzw. der Police als versicherungstechnisches Risiko benannt ist. Grundsätzlich hat der Versicherungsnehmer der Police Anspruch auf die Leistung aus dem Versicherungsvertrag, weshalb dies stets aktuell gehalten werden sollte. Ist der Versicherungsnehmer nicht der Halter des Tieres, sollte dies auch dem Versicherer vor der Policierung bekanntgegeben werden, um Rückfragen und Verzögerungen im Leistungsfall zu vermeiden.

Wie hoch sind die Kosten für eine Operationsversicherung?

Einen Basisschutz gibt es schon für rund 10 Euro monatlichem Beitrag. Aber Vorsicht: dabei sind die Leistungen finanziell stark beschränkt, es werden also anfallende OP-Kosten tariflich gar zumeist nicht oder nicht vollständig entschädigt. Besseren Versicherungsschutz gibt es ab 20 Euro monatlich, der empfehlenswerte Versicherungsschutz ist ab 35 Euro monatlich zu haben. Das ist aber Stand heute, wie sich die neue GOT 2022 auswirken wird, bleibt abzuwarten. Deshalb empfiehlt es sich auch, den Versicherungsschutz jetzt noch zu vereinbaren, wenn man dies plant. Günstiger wird es auf absehbare Zeit nicht, die Tarife werden in den kommenden Monaten eher teurer.

Neben der Operationskostenversicherung gibt es noch die Tierlebensversicherung, was sichert diesie ab?

Die Pferde-Lebensversicherung rundet den Versicherungsschutz ab und gibt finanziellen Schutz beim Verlust bzw. Todesfall des versicherten Pferdes. Das kann nach einem Brand im Stall sein, bei einem Blitzschlag auf der Weide, bei einer Verletzung durch den „Pferde-Ripper“ oder bei der Geburt eines Fohlens. Geleistet wird eine Entschädigung in Geld, die sich am Wert des Pferdes orientiert. Also greift die Versicherung generell bei Todesfall oder bei Nottötung aus dem Gedanken des Tierschutzes. Generell nicht versichert ist der reguläre Alterstod des Pferdes, also wenn das Tier wegen hohen Alters verstorben ist.

Als Zusatzbaustein innerhalb der Lebensversicherung kann versichert werden: die Zuchtuntauglichkeit und die generelle dauernde Unbrauchbarkeit. Die dauernde Unbrauchbarkeit liegt zum Beispiel vor, wenn ein etabliertes Sportpferd aus medizinischen Gründen nicht mehr auf den Turnieren geritten werden kann und zukünftig sein Gnadenbrot auf der Weide genießt. Der Versicherungsumfang, der Versicherungswert des Pferdes und der Leistungsumfang des Versicherers im Schadensfall hängt sehr stark von den individuellen Vereinbarungen des jeweiligen Versicherungsvertrages ab. Deshalb können hier nur generelle Erwägungen in Betracht kommen. Bei der Pferdelebensversicherung ist es durchaus möglich, hohe Versicherungssummen zu versichern, wobei diese Summen immer den Wert des Pferdes widerspiegeln müssen. Aktuelle tierärztliche Untersuchungsprotokolle und Belege, die den Wert des Tieres dokumentieren, sind mit der Beantragung des Versicherungsschutzes einzureichen.


Lutz Schewe 

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„Du triffst nicht auf ein Pferd zufällig. Es ist das Schicksal, das dich zu ihm führt.“

Hofreitschule MGA Versicherung
Andrea Lipp Barockreiten
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