Heu bedampfen – eine schonende Lösung für Allergiker

3. Juni 2021

Die Bedampfung des Heus bietet große Vorteile für Pferde mit Heuallergie, das belegt jetzt eine aktuelle britische Studie.

Selbst Heu mit einer guten Qualität kann lungengängige Partikel, wie Staub, Pilzsporen, Bakterien oder Milben enthalten, die eine allergische Reaktion auslösen können. Laut der Wissenschaftler ist es bei Pferden mit Atemwegserkrankungen vorteilhaft, bedampftes Heu zu füttern.

Gute Bakterien bleiben erhalten

Unerwünschte, potenzielle krankheitserregende Bakterien werden beim Bedampfen des Heus vernichtet, während die „guten“ Bakterienarten verschont bleiben und einen wertvollen Beitrag zu dem leisten, das Wissenschaftler heutzutage als „Heubiom“ bezeichnen. Pferdebesitzer können dazu beitragen, diese positive Heubiombilanz zu erreichen, indem sie ihr Heu bei Wassertemperaturen dämpfen, die kurz vor dem Kochen stehen. Im Vergleich zum Einweichen oder Trocknen von Heu bewahrt das Bedampfen die vorteilhafte Mischung von Mikroorganismen, die in frischem Heu von guter Qualität enthalten sind, und zielt auf Bakterien ab, die Zahn- oder Atemwegserkrankungen verursachen können. Zudem sind die Auswirkungen auf den Nährstoffgehalt deutlich geringer.

 

Die Studie

In ihrer Studie führten Dr. Daniels und seine Kollegen eine genetische Sequenzierung an Proben von vier Arten von Wiesen- und Weidelgrasheu durch, nachdem diese entweder zwölf Stunden in Wasser bei 16 Grad Celsius eingeweicht bzw. eine Stunde in einem handelsüblichen Bedampfer behandelt worden waren. Dabei wurde das Heu zehn Minuten lang auf mindestens 95 Grad Celsius erhitzt. Sie sequenzierten Proben desselben Heus, die für denselben Zeitraum unbehandelt gelassen wurden und verglichen die Ergebnisse.

Die Studie hat belegt, dass das trockene Heu eine Fülle von „guten“ Bakterien wie Verrucomicrobia, Fibrobacters, Actinobacteria und Firmicutes enthält, die bei der Verdauung von Pflanzenmaterial hilfreich sind. Diese guten Bakterien waren sowohl nach dem Dämpfen als auch nach dem Einweichen noch im Heu vorhanden, doch die Diversität war im eingeweichten Heu geringer.

Trockenes Heu enthielt zudem auch Populationen von Bakterien, wie Pseudomonas spp. und Stenotrophomonas spp., die Atemwegserkrankungen hervorrufen können. Außerdem Bakterien, die Zahnkrankheiten verursachen, wie Prevotella nigrescens, Prevotella melaninogenica spp. und Porphyromonas spp. Diese Bakterien überlebten das Einweichen und blieben auf dem eingeweichten Heu präsent. Sie wurden jedoch beim Bedampfen abgetötet, wodurch das bedampfte Heu frei von diesen krankheitsverursachenden Erregern wurde.

Laut der Studie entdeckten die Wissenschaftler im trockenen Heu sogar ein Toxin, nämlich Cyanobakterien (Blaualgen). Sowohl das Einweichen als auch das Dämpfen reduzierten das Vorhandensein dieser Cyanobakterien signifikant. In eingeweichtem Zustand wird die Mischung verschiedener Mikroorganismen jedoch einfach ins Wasser übertragen, wodurch das Abwasser zu einer toxischen Gefahr wird. Das Bedampfen vernichtete jedoch den Erreger effektiv.

 

Nützliche Mikroorganismen werden geschont, zudem sind die Auswirkungen auf den Nährstoffgehalt deutlich geringer.

Das Einweichen reduzierte zudem den Nährstoffgehalt des Heus, wie die Forscher anmerkten. Dies kann für bestimmte Zielgruppen durchaus sinnvoll und erwünscht sein. Zum Beispiel für übergewichtige oder insulin-dysregulierte Pferde, bei denen die Menge an wasserlöslichen Kohlenhydraten reduziert werden sollte. Pferdebesitzer sollten jedoch bedenken, dass das Einweichen für andere Zwecke – etwa zur Reduzierung des Allergengehalts – auch den Nährwert des Heus beeinträchtigt.

 

Heu testen

Im Idealfall sollten Pferdebesitzer – insbesondere solche mit Pferden, die anfällig für Atemwegserkrankungen oder Zahnkrankheiten sind – wissen, was sich im Heu ihrer Tiere befindet. Die Empfehlung der Wissenschaftler lautet daher, das Ernährungsprofil von Heu testen zu lassen und dabei auch das Hygieneprofil zu überprüfen.

Ein wichtiger Aspekt, der unbedingt beachtet werden sollte, ist die Anzahl der Grasarten, da frühere Studien gezeigt haben, dass Monokulturgräser weniger Bakterien enthalten, während gemischte Wiesengräser vielfältigere Bakterien beherbergen, da jeweils verschiedene Bakterien-Spezies auf verschiedenen Grasarten leben. Viele dieser Bakterien fügen den Pferden keinen Schaden zu, sondern sind sogar vorteilhaft für sie und Teil seiner normalen Darmflora.

Obwohl viele Pferde ein gutes, staubarmes Heu erhalten, ist es für Pferde mit Atemwegserkrankungen von besonderer Wichtigkeit, einen geeigneten Weg zu finden, um Aeroallergene im Heu, wie das Bedampfen, und in der Umwelt im Allgemeinen zu reduzieren, dem Pferd aber trotzdem eine ausreichende Vielfalt nützlicher Bakterien zuzuführen.

 

Die Studie „The haybiome: Characterising the viable bacterial community profile of four different hays for horses following different pre-feeding regimens“ von Simon Daniels, Jacob Hepworth und Meriel Moore-Colyer ist am 17. Nov. 2020 in der Zeitschrift ,PLOS One‘ erschienen und kann in englischer Originalfassung hier nachgelesen werden.

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