Richtig biegen: Kopf und Hals drehen sich sanft zur Seite; das innere Auge und der Rand der inneren Nüster sind sichtbar. / Foto: iStock vicvaz

Pferde richtig stellen und biegen – zusammenhängend erklärt

26. September 2025

Stellung und Biegung sind Grundelemente der Pferdeausbildung. Sie gehören zusammen: Man kann ein Pferd stellen, aber nur durch richtige Biegung sinnvoll und taktrein arbeiten. Der Text erläutert, wie Stellung und Biegung physiologisch funktionieren und wie sie korrekt geritten werden.

Stellung – wie sie aussieht und wie sie umgesetzt wird

  • Der Kopf und Hals wenden leicht zur Seite; das innere Auge und der Rand der inneren Nüster sind sichtbar. Der obere Halsabschnitt bewegt sich dezent in die Stellungsrichtung; der Rumpf bleibt so gerade wie möglich.
  • Beide Ohren bleiben auf gleicher Höhe.
  • Der Reiter sitzt gleichmäßig auf beiden Gesäßknochen. Innerer Schenkel am Gurt treibt das Pferd zum äußeren Zügel; äußerer Zügel geht leicht nach vorn und begrenzt die Stellung. Zu wenig Nachlass am äußeren Zügel führt zu Verkanten im Genick.
  • Ziel: Der innere Zügel bietet eine leichtere Verbindung als der äußere.

Biegung – wie sie entsteht und worauf geachtet wird

  • Eine korrekte Längsbiegung bedeutet, dass sich das Pferd in der Längsachse vom Genick bis zum Schweifansatz gleichmäßig biegt (rechts oder links).
  • Die Wirbelsäule ist nicht überall gleich beweglich: Brustwirbelsäule (am Reiter) ist weniger biegsam, Halswirbelsäule ist am beweglichsten, Lendenwirbel ebenfalls flexibel. Der Reiter muss die Biegung so dosieren, dass sie die natürliche Beweglichkeit berücksichtigt.
  • Wichtig: Der Hals darf nicht weiter abgestellt sein als die Rippenpartie des Pferdes sich biegen kann. Sonst fällt das Pferd über die äußere Schulter aus oder drückt die Hinterhand hinaus.
  • Biegung braucht Zeit: Die Muskulatur der äußeren Seite muss sich dehnen; der Grad der Biegung hängt von der gewünschten Linie ab (Zirkel, Volte, Eckensituationen). Überforderung vermeiden; lieber größere, sauber gerittene Linien.
  • Hilfenkoordination: Diagonale Hilfengebung, innerer Zügel leicht nach innen, innerer Schenkel am Gurt treibt, äußerer Schenkel hinten/seitlich unterstützend, äußeren Zügel kontrollierend, damit der Kopf nicht zu stark einnimmt.
  • Zielbild: Pferd soll sich an den äußeren Zügel herantreten, der Reiter mit der inneren Hand weich bleiben; der innere Gesäßknochen wird stärker belastet, um den inneren Hinterfuß aktiv zu halten.

Durchreiten von Ecken und allgemeine Übungsformen

  • Ecken durchreiten entspricht einer Viertelvolte; Vorbereitung über halbe oder leichte Paraden am äußeren Zügel, Blickführung und Schulterausrichtung.
  • Zur Verbesserung der Längsbiegung: viele gebogene Linien reiten (Zirkel, Zirkel verkleinern, Volten, Schlangenlinien) und das korrekte Durchreiten von Ecken üben.
  • Allgemeine Grundregel: Stell- vor Biegearbeit; feine Hilfen, Geduld und schrittweise Steigerung von Umfang und Linie.

Beobachtungen zur Praxis

  • Achten auf Gleichgewicht beidseitig, Entlastung von Hals und Rücken, und eine ruhige Atemführung des Pferdes.
  • Überprüfen, ob das Genick frei bleibt und keine Überlastung stattfindet.
  • Progression langsam gestalten, keine Überforderung in einer Einheit.

Tipps 

1) Grundregel vorziehen: Stell-Übungen zuerst, dann Biegeübungen; erst Stabilisierungsarbeit, dann feine Biegung.
2) Stimme den Grad der Biegung an die Brustwirbelsäule an; halte die Halswirbelsäule beweglich.
3) Hilfengebung: Innerer Zügel leicht nach innen, innerer Schenkel am Gurt treibt; äußerer Zügel kontrolliert die Stellung und verhindert Verkanten.
4) Diagonal arbeiten: Wechsel zwischen linkem und rechtem Blickwinkel, Schulter parallel zur Reitlinie halten.
5) Ecken bewusst trainieren: Vorbereiten mit halber Parade, anschließend kontrollierte Biegung in der Ecke.
6) Fehlerquellen vermeiden: Keine Zugzwänge, keine extreme Halslage, gleichmäßige Belastung beidseitig.
7) Geduld und Struktur: Regelmäßiges, klares Training mit klaren Zielen; Feedback dokumentieren.

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„Du triffst nicht auf ein Pferd zufällig. Es ist das Schicksal, das dich zu ihm führt.“

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