Damenreiten, Reiterin im Damensitz, historische Abbildung

Reiterin im Damensitz: Elegante Haltung und stilvolle Kontrolle auf dem Pferd / Foto: iStock The Naturalist

Reitbekleidung der Amazone in der Barockzeit: Eleganz, Funktion und gesellschaftlicher Anspruch

17. Juni 2025

Die Reitbekleidung der Amazone in der Barockzeit spiegelt eine faszinierende Verbindung von Ästhetik, Funktionalität und gesellschaftlichem Status wider. Während das Reiten heute oft als Freizeitaktivität oder Sport verstanden wird, war es im barocken Europa ein Ausdruck von Eleganz, Bildung und sozialem Rang. Besonders die weiblichen Reiter – die sogenannten Amazonen – mussten bei ihrer Kleidung hohe Ansprüche erfüllen, um sowohl praktisch auf dem Pferd agieren zu können als auch den hohen modischen Standards ihrer Zeit zu entsprechen.

Die Herausforderung des Anziehens: Sachkenntnis und Geduld

Das Anprobieren eines Reitkleides war kein einfacher Vorgang. Wie aus dem Buch „Das Buch vom Pferde“ hervorgeht, stellte das richtige Anlegen der Reitbekleidung große Anforderungen an die Amazone: „Das Anprobieren eines Reitkleides stellt große Ansprüche an die Sachkenntnis und Geduld der Amazone.“ Es erforderte nicht nur technisches Verständnis für die einzelnen Kleidungsstücke, sondern auch eine ruhige Hand und viel Geduld. Das Ganze wurde im Sattel vor großen Spiegeln durchgeführt, um sicherzustellen, dass alles perfekt sitzt und gleichzeitig funktional bleibt.

Auch Gabriele Fahr-Becker beschreibt in ihrem Werk „Die Mode des Barock“, dass die Kleidung für Frauen beim Reiten „nicht nur Schutz, sondern auch ein Ausdruck gesellschaftlicher Stellung war.“ Sie betont weiter: „Die Kleidung musste sowohl praktisch sein als auch den hohen ästhetischen Ansprüchen genügen.“ Diese Doppelrolle machte das Anziehen zu einer Kunst für sich.

Kleidung im Dienste von Eleganz und Praktikabilität

Barocke Reitbekleidung für Frauen war geprägt von üppigen Stoffen, reichen Verzierungen und einer kunstvollen Gestaltung. Die typischen Outfits bestanden aus enganliegenden Jacken (Mänteln), weiten Röcken oder Hosen, die speziell für das Reiten angepasst wurden. Die sogenannte „Amazone“ trug oft eine enge Korsage oder Weste, um die Beweglichkeit zu gewährleisten, während lange Röcke oder Kleider so geschnitten waren, dass sie beim Sitzen im Sattel nicht störten.

Der französische Modedesigner Charles Frederick Worth schrieb einmal: „Die Kleidung einer reitenden Frau sollte sowohl Bewegungsfreiheit bieten als auch den Eindruck von Würde vermitteln.“ Trotz des hohen Anspruchs an Ästhetik musste die Kleidung auch funktional sein. Der Schnitt war so gestaltet, dass sie Bewegungsfreiheit bot und das Auf- und Absteigen erleichterte. Oft wurden spezielle Reithosen oder Hosen mit enganliegenden Beinen getragen, um das Risiko des Hängenbleibens zu minimieren.

Gesellschaftliche Beobachter jener Zeit unterstrichen immer wieder den hohen Stellenwert der Mode beim Reiten. So heißt es in einem Bericht aus dem 17. Jahrhundert: „Die Kleidung der Amazone ist ein Spiegel ihres sozialen Ranges; je prächtiger das Gewand, desto höher ihr Stand.“ Reich verzierte Stoffe wie Seide, Brokat oder Samt sowie aufwändige Stickereien unterstrichen den hohen sozialen Rang der Trägerin.

Gesellschaftlicher Status durch Mode

Die Kleidung der Amazone war mehr als nur Schutz vor Wind und Wetter; sie war ein Symbol gesellschaftlicher Stellung. Reich verzierte Stoffe wie Seide, Brokat oder Samt sowie aufwändige Stickereien unterstrichen den hohen sozialen Rang der Trägerin. Das perfekte Zusammenspiel von Mode und Funktion zeigte den Anspruch an Eleganz sowie die Fähigkeit der Frau, sich stilvoll auf dem Pferd zu präsentieren.

Der Historiker Hans-Joachim Böttcher fasst zusammen: „Reitmode im Barock war eine Kunstform für sich – sie verband praktische Notwendigkeiten mit einem ausgeprägten Sinn für Ästhetik.“ Das Zitat verdeutlicht den hohen Stellenwert dieser Kleidung in einer Gesellschaft, in der Status durch äußeres Erscheinungsbild demonstriert wurde.

Der hohe Anspruch an Perfektion

Das Zitat aus „Das Buch vom Pferde“ verdeutlicht den hohen Anspruch: „The proof of the pudding is in the eating“ – erst durch das tatsächliche Tragen und den Einsatz im Sattel zeigt sich die Qualität der Kleidung. Für die barocke Amazone bedeutete dies nicht nur eine ästhetische Herausforderung, sondern auch eine praktische Prüfung ihrer Fähigkeiten im Umgang mit Pferd und Kleidung.

Auch Gabriele Fahr-Becker hebt hervor: „Nur wer seine Kleidung perfekt beherrscht und versteht, kann auf dem Pferd souverän auftreten.“ Das sorgfältige Anpassen dieser Kleider war somit ein Ritual, das sowohl Geschicklichkeit als auch Geduld erforderte – eine wahre Kunstform im Dienste des Stils und der Gesellschaftsauffassung jener Zeit.

Fazit

Die Reitbekleidung der Amazone in der Barockzeit vereinte Kunstfertigkeit, gesellschaftlichen Anspruch und praktische Funktionalität. Sie spiegelte den Geist einer Epoche wider, in der Eleganz und Status eng mit sportlicher Aktivität verbunden waren. Das sorgfältige Anpassen dieser Kleider war ein Ritual, das sowohl Geschicklichkeit als auch Geduld erforderte – eine wahre Kunstform im Dienste des Stils und der gesellschaftlichen Stellung. Wie Gabriele Fahr-Becker zusammenfasst: „Die Mode beim Reiten war mehr als nur Schutz; sie war Ausdruck eines Lebensgefühls.“

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„Du triffst nicht auf ein Pferd zufällig. Es ist das Schicksal, das dich zu ihm führt.“

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