In der Pferdehaltung gibt es viele Möglichkeiten, Zäune zu gestalten, und die Vorgaben dazu sind oft nicht sehr streng. Das führt dazu, dass es in der Praxis viele unterschiedliche Umsetzungen gibt. Leider kann dies manchmal zu Verletzungen bei Pferden und Menschen führen, die durch unzureichende Einzäunungen verursacht werden. Daher ist es wichtig, einige grundlegende Aspekte beim Zaunbau zu beachten.

Die richtige Zaunplanung
Die Ausführung und Höhe eines Zauns hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Funktion des Zauns (ob für Auslauf oder Weide), der Größe der umzäunten Fläche, der räumlichen Lage sowie dem Futter- und Wasserangebot für die Pferde. Besonders wichtig ist das arttypische Verhalten der Pferde als Fluchttiere. Wer dieses Verhalten versteht, kann die Anforderungen an einen funktionierenden Zaun besser ableiten.

Rechtliche Grundlagen
Der Schutz unserer Tiere ist im Tierschutzgesetz (TierSchG) verankert. Nach § 1 TierSchG ist es das Ziel des Gesetzes, das Leben und Wohlbefinden von Tieren zu schützen. Als Halter trägst du die Verantwortung dafür, dass deine Tiere artgerecht ernährt, gepflegt und untergebracht werden – dazu gehört auch eine angemessene Einzäunung, um Schmerzen oder vermeidbare Leiden zu verhindern.

Die „Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten“ (BML 2009) empfehlen eine Einzäunung, die größtmögliche Sicherheit für Tier und Mensch gewährleistet. Zäune sollten gut sichtbar, stabil und ausbruchsicher sein. Materialien wie Stacheldraht oder freiliegende Spiralen sind tierschutzwidrig und sollten vermieden werden. Achte besonders auf die Stabilität deines Zauns; insbesondere bei älteren Holzzäunen oder alleinigen Elektrozäunen ist dies entscheidend.

Wichtige Kriterien für die Zaunausführung
Bei der Planung deines Zauns gibt es einige wichtige Kriterien zu berücksichtigen:

• Rasse und Geschlecht deiner Pferde
• Beweidungsform (ganzjährig oder zeitweise)
• Bestandsdichte und Futterangebot
• Art, Lage und Größe der Weide
• Zaunmaterialien, z.B. Holz oder Metall

Die Höhe des Zauns sollte mindestens 0,75-mal der Widerristhöhe des größten Pferdes betragen. Der Abstand zwischen den Pfählen sollte je nach Material zwischen 2,50 m und 5 m liegen.

Haftung des Tierhalters
Nach § 833 BGB haftet ein Pferdehalter für Schäden, die durch sein Pferd verursacht werden – unabhängig von einem Verschulden. Diese „Gefährdungshaftung“ bedeutet, dass Halter besonders auf die Sicherheit ihrer Zaunanlagen achten müssen. Für gewerbliche Tierhalter gibt es eine Haftungserleichterung: Sie haften nicht für Schäden, wenn sie nachweisen können, dass sie alle erforderlichen Sorgfaltspflichten beachtet haben.

Zusätzlich regelt § 834 BGB die Haftung des Tieraufsehers (z.B. Pensionsstallbetreiber). Auch dieser haftet für Schäden an Dritten sowie für Verletzungen des Tieres selbst.

Bedeutung einer Haftpflichtversicherung
Eine ausreichende Haftpflichtversicherung ist unerlässlich, um finanzielle Risiken abzusichern. Diese Versicherung deckt berechtigte Ansprüche von Geschädigten ab und wehrt unberechtigte Forderungen ab. Achte darauf, dass keine Vorschriften zur Zaunhöhe oder -beschaffenheit als Voraussetzung für den Versicherungsschutz bestehen. Für Pensionspferde sollten Schäden in den Versicherungsschutz aufgenommen werden; oft sind diese jedoch auf max. 20.000 Euro begrenzt.

Strafrechtliche Konsequenzen
Neben privatrechtlichen Haftungsrisiken drohen auch strafrechtliche Konsequenzen bei mangelhafter Einfriedung. Wenn ein Pferd aufgrund unzureichender Sicherheitsvorkehrungen entweicht und Dritte gefährdet oder verletzt werden, kann dies zu Geldstrafen oder sogar Freiheitsstrafen führen.

Baurechtliche Anforderungen
Weidezäune fallen im baurechtlichen Sinne unter den Begriff „Einfriedung“. Ob eine Genehmigung erforderlich ist oder nicht, hängt von den jeweiligen Bauordnungen der Bundesländer ab. In vielen Fällen benötigen gewerbliche Betriebe einen Bauantrag; dies gilt insbesondere im Außenbereich. Es wird empfohlen, sich beim zuständigen Bauordnungsamt über spezifische Anforderungen zu informieren, um sicherzustellen, dass alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden.

Eine sichere Einzäunung erfordert umfassendes Wissen über das Verhalten von Pferden sowie über rechtliche Rahmenbedingungen und bauliche Anforderungen. Nur so kannst du gewährleisten, dass sowohl Tiere als auch Menschen geschützt sind und mögliche rechtliche Konsequenzen vermieden werden können.

Für weitere Informationen kannst du das Merkblatt zum Thema „Zaunbau in der Pferdehaltung“ herunterladen: DLG Merkblatt.