Die Stuten gehen bei jedem Wetter auf die Weide. Danach kehren sie in ihre Box oder den Laufstall zurück, die sich in den Stallungen der 1898 gebauten Schlossanlage der Adelsfamilie Auersperg befinden. Foto: Barbara Schulte

Die Rettung der Altkladruber Rappen

21. November 2024

Die erfolgreiche Zuchtgeschichte des Gestüts Kladruby nad Labem mit einem lebhaften Austausch von Hengsten und Stuten mit dem Gestüt Lipizza und die spätere Wandlung des Zuchtziels auf einen starken imposanten Galakarossier fand ihr abruptes Ende 1918 mit dem Zusammenbruch der Habsburger k. und k. Monarchie. Die Altkladruber Pferde, die einzige über Jahrhunderte in Böhmen gezüchtete Pferderasse, war dem Untergang geweiht. Da die „erste Republik“ der Tschechoslowakei sich neue „moderne“ Ziele für die Landespferdezucht setzte. Vor allem die Altkladruber Rappen wurden als „gewöhnliche“ Zugpferde abgelehnt.

Die Rappstuten wurden zwar bis an deren jeweiliges Lebensende behalten und von einem einzigen verbliebenen reinblütigen Altkladruber Hengst aber auch von Hengsten anderer Rassen gedeckt.

Die beabsichtigte schnelle Liquidation der Rappherde verzögerte sich jedoch, weil die Rappen die stärksten und besten Zugpferde des Gestüts waren. Sie waren auch zuvor in Habsburger Zeiten nicht nur für Trauerzüge eingesetzt worden sondern zogen die Kutschen für das Wiener Bauamt oder wurden für die Feld- und Erntearbeiten sowie die Holzabfuhr herangezogen.

Doch nach und nach wurde die Rappherde verkauft. Erst 1941 begann ihre Wiederbelebung durch die Bemühungen von Professor Dr.phil.et Dr.med. Frantisek Bílek, Dr. Sc., von der Hochschule für Landwirtschaft in Prag.

Die Altkladruber Rappen haben im Gestüt Slatiňany, das dem Gestüt Kladruby nad Labem angeschlossen  ist, ihr neues Zuhause gefunden. Zunächst zogen die verbliebenen drei Zuchthengste und 17 Zuchtstuten sowie 20 Fohlen und Jungpferde ein. Von den 17 Mutterstuten waren allerdings nur noch acht reinrassig.

Um die Altkladruber Rappen wieder erstehen zu lassen kreuzte Professor Bílek stammesgeschichtlich verwandte Rassen ein, vorwiegend Lipizzaner aber auch Orlow-Traber und den Friesenhengst Romke. So entstanden zwei Hengststämme, nach dem Lipizzaner Rapphengst Siglavy Pakra und nach dem Friesen Romke. Allerdings vererbte Romke das gerade Kopfprofil sowie die Kötenbehänge des Friesen, deshalb wurden nur wenige seiner Söhne in die Zucht übernommen. Er hat vor allem die genetische Basis der Stutenherde vergrößert. 1973 wurde die Regeneration abgeschlossen und es folgte die Erhaltungsveredlung des Altkladruber Rappen. Seit 1996 ist das Zuchtbuch geschlossen. Es dürfen keine anderen Rassen mehr eingekreuzt werden.

Als Folge der Einkreuzungen sind bei den Rappen weiße Abzeichen aufgetaucht, die nun wieder verdrängt werden. Hengste mit weißen Abzeichen werden deshalb nicht in der Rappzucht eingesetzt. Besonders gute und typvolle Vertreter kommen jedoch bei den Schimmeln zu Einsatz. Viele Altkladruber Schimmel sind Apfel-, Fliegen- oder Forellenschimmel.

Neben dem markanten Ramskopf mit seinen großen, dunklen und lebhaften Augen zeichnet sich der Altkladruber Rappe durch einen kräftigen, kalibrigen Körper aus. Er steht im Rechteck, bei einer Widerristhöhe von 1,67 cm und einem Gewicht von rund 600 Kilo. Gewünscht wird die hohe Knieaktion im Trab. Der Altkladruber ist robust und langlebig mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 25 bis 30 Jahren. Die Altkladruber verbinden ihr lebhaftes Temperament mit einem ruhigen und ausgeglichenen Wesen.

Barbara Schulte

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