Pferdefütterung – Body Condition Score

14. April 2023

Als Maßstab zur Beurteilung der Körperfülle kann der Body Condition Score helfen. Hierbei werden sechs bestimmte Körperregionen begutachtet und auf einer Skala von eins bis neun bewertet. Neben dem Ernährungszustand, der vielfach falsch eingeschätzt wird, ist es in erster Linie auch die deutlich überschätzte Belastungsintensität, die zu einer Energieüberversorgung führt. Die allermeisten Pferde werden in der Regel nur leicht gearbeitet – das umfasst bereits eine Stunde Arbeit mit 30 Minuten Schritt, 20 Minuten Trab und zehn Minuten Galopp. Pferde, die auf diesem Niveau etwa fünfmal die Woche gearbeitet werden, haben nur einen zusätzlichen Energiebedarf von bis zu 20 Prozent über dem Erhaltungsniveau. Wenn der Grundbedarf in Abhängigkeit des Körpergewichts und die Versorgung des Pferdes berechnet sind, wird die Kalkulation durch weitere Faktoren ergänzt: Arbeitsintensität, Ernährungszustand, gesundheitliche Probleme, Stress, übermäßiges Schwitzen, Außentemperatur, Alter, Zahngesundheit usw.

„Neben allen Berechnungen kommt es aber natürlich auch auf den Pferdehalter an: Das Auge des Herrn füttert letztlich mit. Ich sollte mich also fragen, sieht mein Pferd gut aus? Glänzt das Fell? Ist es leistungsbereit? Sind die Hufe in Ordnung? Habe ich Veränderungen festgestellt? Die Rationen sind nicht in Stein gemeißelt, aber sie sind ein Puzzleteil zur Gesunderhaltung meines Pferdes“, resümiert Prof. Dr. Vervuert. Ist etwas auffällig, sollte vor der blinden Gabe eines Ergänzungsfutters zunächst der Tierarzt konsultiert werden. Liegt dann klinisch nichts Relevantes vor, spricht auch nichts dagegen, das Pferd bei zum Beispiel schlechter Hornqualität gezielt mit Biotin zu unterstützen.

Zurück auf Anfang
„Erschreckenderweise werden über das Angebot an Ergänzungsfuttermitteln vor allem die Grundlagen der Pferdefütterung aus den Augen verloren, vor allem im Hinblick auf das Raufutter. Die Heuqualität ist in den letzten Jahren immer schlechter geworden, die Schimmelpilzkonzentrationen nehmen zu, der Eiweißgehalt nimmt ab. Würde hier angesetzt werden, wären viele Ergänzungsfuttermittel schlichtweg überflüssig“, erklärt Prof. Dr. Vervuert. Viele Institute bieten Nährstoffanalysen von Heu an, auf deren Basis kann die Ration entsprechend kalkuliert und durch Ergänzungsfuttermittel sinnvoll ergänzt werden. „Der Fütterungstrend geht immer von einem Extrem ins nächste, wir müssen wieder die Mitte finden – für unsere Pferde. Auch der Trend 24/7 Heu ist zu diskutieren, denn nur mit Heu kann ein Pferd auch nicht versorgt werden, da Spurenelemente und auch zum Teil Vitamine fehlen. Dazu kommen der Nachhaltigkeitsaspekt und unser Umgang mit Ressourcen. Wir können es uns schlichtweg nicht mehr leisten, dass unsere Pferde unbegrenzt Heu bekommen, aber nur einen Teil davon wirklich fressen – der Rest wird vielfach auf dem Boden zertrampelt. Und auf der anderen Seite haben wir durch den Luxuskonsum sehr viele dicke Pferde“, appelliert Prof. Dr. Vervuert. Die meisten Nährstoffe erhält das Pferd bereits, wenn es artgerecht gehalten wird, mit Zugang zu Weidegras, Licht, Luft, Bewegung und Raufutter. Nur wenn die Grundlagen stimmen, kann man ein Pferd gesunderhalten. Auf dieser Basis kann dann auch über das Futter gezielt ergänzt werden.

Text: Lorella Joschko
Mit freundlicher Genehmigung entnommen aus dem PM-Forum, dem Mitgliedermagazin der Persönlichen Mitglieder der FN. 

 

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