Equines Metabolisches Syndrom (EMS)

21. Juli 2017

Gesundheit | SK

Weidezeit. Das saftige Grün auf den Wiesen erfreut die Mägen unserer Vierbeiner. Doch die gehaltvolle Verlockung von üppigen Weiden birgt auch seine Schattenseiten. Aussagen wie „Mensch, dein Pferd ist ja pummelig!“ oder „Der ist ja gut im Futter!“, klingen in der Sommerzeit nicht selten durch die Ställe. Oftmals wird so eine Aussage leicht abgetan – was macht schon so ein kleiner Weidebauch? Der schadet ja nicht oder? Doch es ist Vorsicht geboten. Schnell kann der Weidebauch zu einer ernsthaften Krankheit, dem Equinen Metabolischen Syndrom, werden. Vor allem barocke Pferderassen neigen zu einer Veranlagung für die endokrine Stoffwechselerkrankung.

Typische Symptome sind Fettablagerungen am Mähnenkamm, der Schulter, der Kruppe, dem Schweifansatz oder vor dem Euter.

Betroffene Pferde zeigen eine schlechte Bemuskelung, sind nicht leistungsfähig und neigen zu Verspannungen. Doch wie entsteht EMS? EMS, auch als Wohlstandskrankheit bezeichnet, entwickelt sich durch eine Kombination aus Bewegungsmangel und einem Überangebot an Futter. Vor allem die saftigen Wiesen bieten dem ursprünglichen Steppentier Pferd zahlreiche Energielieferanten. Oftmals ergänzen Kraftfutterportionen diese zusätzlich. Das Pferd nimmt zu viele Kohlenhydrate zu sich, die in Kombination mit Bewegungsmangel nicht wieder abgebaut werden können. Der aus den Kohlenhydraten entstandene Zucker erhöht den Blutzuckerspiegel. Um den Zucker vom Blut in die Körperzellen, die den Zucker in Energie umwandeln, zu transportieren, schüttet der Körper Insulin aus. Doch bei mangelnder Bewegung verbraucht das Pferd die Energie nicht und es bilden sich Fettdepots. Ein Teufelskreis beginnt: das angelagerte Fett bildet Hormone, die eine Insulinresistenz verursachen. Das Insulin kann den Zucker nicht mehr vom Blut in die Körperzellen transportieren. Die Hormone verursachen zusätzlich die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol. Cortisol erhöht wiederum den Blutzuckerspiegel und kann Hufrehe auslösen. Eine schmerzhafte Reheerkrankung fördert den Stress für das Pferd und folglich die Bildung von neuem Cortisol. Somit erhöht sich der Blutzuckerspiegel noch weiter.

Doch was tun wenn der Verdacht auf EMS besteht?

Eine Diagnose mittels Blutuntersuchungen oder ein Glucose-Toleranz-Test geben Aufschluss, ob der Vierbeiner betroffen ist. Bei der Blutuntersuchung müssen jedoch mehrere Proben analysiert werden, um eine aussagekräftige Diagnose über den Insulinwert zu treffen. Zudem sollten die Proben schnellstmöglich untersucht werden.
Der Glucose-Toleranz-Test untersucht hingegen wie schnell der Insulinwert auf ein gewisses Niveau zurückkehrt. Hierzu darf das Pferd eine Zeit lang nicht fressen und bekommt anschließen etwas Kraftfutter. Dann werden die Auswirkungen des Kraftfutters auf den Insulin- und Blutzuckerspiegel getestet. Eine weitere Option für den Test ist die Injektion von Glucoselösung. Bleiben die Werte erhöht, deutet dies auf eine Insulinresistenz hin.

Sollte sich der Verdacht bestätigen steht dem Pferd eine konsequente Diät bevor.

Medikamente gegen die Stoffwechselstörung gibt es derzeit nicht. Doch mit einer bedarfsgerechten Fütterung und Mineralversorgung, in Kombination mit Bewegung lässt sich die Insulinresistenz umkehren. Gegebenenfalls sollte Kraftfutter komplett weggelassen werden und die Weidezeit reduziert werden. Zudem kann mithilfe von Fressbremsen die Futteraufnahme verringert werden. Um den Zuckergehalt im Heu zu reduzieren, sollte es eine halbe Stunde vor Fütterung in Wasser eingeweicht werden. Eine Heilung von Folgeschäden wie zum Beispiel Hufrehe ist allerdings nicht möglich.

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„Du triffst nicht auf ein Pferd zufällig. Es ist das Schicksal, das dich zu ihm führt.“

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