Lusitano

9. November 2016

Barockpferde | Rebecca

 

Die Bezeichnung Lusitano stammt aus der römischen Bezeichnung „Lusitanien“ (154 v. Chr.) für das Gebiet des heutigen Portugal.

Genetisch gesehen haben Lusitano und Andalusier dieselben Erben und Vorfahren. Erst im Jahr 1967 erfolgte eine Trennung der Stutbücher in Pura Raza Española und Pura Raza Lusitania. Einkreuzungen sind von Seiten beider Länder nicht mehr erlaubt. 

Als Urform der iberischen Pferde gilt das Sorraiapferd, ein falbfarbenes Wildpferd, welches Anfang des 20. Jahrhunderts in Portugal entdeckt wurde. Gemäß Genanalyse ist das Sorraiapferd näher mit Tarpan (eurasisches Wildpferd) und Konik (polnisches Landpony) verwandt, als mit dem Przewalski-Pferd, welches bislang als Vorfahre aller Hauspferderassen bezeichnet wurde. Eine mögliche Erklärung für den Unterschied zwischen iberischen und mitteleuropäischen Pferdetypen

Portugal mit seiner ruhelosen Geschichte konnte sich Pferde weder als Prestigeobjekt noch als Repräsentationsmittel leisten. Daher konzentrierte sich die portugiesische Pferdezucht mehr auf Leistung, als auf Schönheit. Einen großen Einfluss hatte auch die Suche nach einem geeigneten Pferd für den berittenen Stierkampf, eine Tradition, die in Portugal wie in keinem anderen Land bis heute gepflegt und ausgeübt wird. Der Lusitano hat daher ein stabiles Fundament und eine etwas flachere Gangart, eine abfallendere Kruppe und vor allem ein ausgeprägteres subkonvexes (geramstes) Stirn-Nasen-Profil als der Andalusier. Er zeichnet sich durch große Wendigkeit, Mut und Kampflust aus, ein edles, außerordentlich gelehriges und sehr ausdrucksstarkes Pferd.

Der Lusitano besitzt viele Talente. Man findet ihn im Fahr- und Springsport und er wird gern im Horseball eingesetzt. Eine in Portugal entstandene Wettkampfart ist die Equitação de Trabalho (dt. Arbeitsreitweise), eine Kombination aus Dressur- und Geschicklichkeitsprüfungen, welche mittlerweile auch über die Landesgrenze hinaus ausgeübt wird. Die Stärke des portugiesischen Pferdes liegt jedoch eindeutig, genau wie bei den Andalusiern, in der Dressur und bei den Lektionen der Hohen Schule.

Portugal betreibt seit 1979 eine eigene Hofreitschule, die Escola Portuguesa de Arte Equestre, untergebracht in den Stallungen und Parkanlagen des zauberhaften Rokoko-Palastes von Queluz bei Lissabon. Ihre Pferde bezieht die Hofreitschule von dem im 18. Jahrhundert gegründeten, heute staatlichen Gestüt Alter Real. Es handelt sich hierbei um einen besonders durchgezüchteten Schlag des Lusitanos mit relativ enger Blutführung und konformem Gesamtbild, welches sich vor allem in der einheitlichen braunen Fellfarbe, meist ohne Abzeichen, zeigt.  

 

Das portugiesische Stutbuch wird zentral geführt vom „Portugiesischen Verband der Pferdezüchter des reinrassigen Lusitanos“ (Associação Portuguesa de Criadores do Cavalo Puro Sangue Lusitano / APSL). Noch Anfang des 21. Jahrhunderts gehörte der Lusitano mit einer weltweiten Schätzung von etwa 7000 Exemplaren zu den selteneren Pferderassen. Mittlerweile wächst seine Beleibtheit und es gibt Interessengemeinschaften von Züchtern und Liebhabern in Brasilien, Frankreich, Spanien, England, Belgien, Deutschland, Italien, Mexiko, Kanada und den USA. Eine portugiesische Kommission der APSL betreut diese Länder, sie mustert und bewertet die dortigen Pferde und entscheidet über deren Eintragung in das portugiesische Stutbuch. Die namhaftesten und ältesten Zuchten in Portugal selbst sind die von Palha Blanco, Fernando Sommer d`Andrade und Manuel Tavares Veiga.

 

Neben Hofreitschule und Gestüten lohnt es sich für Lusitanoliebhaber auch, die folgenden Veranstaltungen zu besuchen:

Internationale Zuchtschau in Lissabon, Anfang/Mitte Juni, mit Turnierprüfungen in der portugiesischen Arbeitsreitweise, Dressur, Springen, Fahren, Horseball und Darbietungen der Nationalgestüte, Reiter- und Motorradstaffel und der Hofreitschule.

Nationales Pferdefest in Golegã (Feira Nacional do Cavalo), Vieh- und Pferdemarkt mit Infoständen vieler Gestüte, Zuchtschauen, Turnierprüfungen, Stierkampf und einer Promenade auf der sich Reiter und Pferde zur Schau stellen.

 

Literaturverweis: GUDRUN WAIDITSCHKA: LUSITANOS – Pferde der Könige – Ein Rasseportrait. Lüneburg: Cadmos Verlag GmbH, 2001.

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„Du triffst nicht auf ein Pferd zufällig. Es ist das Schicksal, das dich zu ihm führt.“

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