
Reiterstandbild des Marcus Aurelius, Rom, Campidoglio. / Foto iStock
Warum Römer größere Pferde ritten – Import statt heimischer Zucht im Alpenland
1. September 2025
Stell dir vor, du reist vor 2000 Jahren durch das Gebiet um Wien und entlang der Donau. Dort begegnen dir Pferde, die ganz anders aussehen als die Pferde der lokalen germanischen Stämme. Eine neue Studie zeigt: Die Römer setzten größere Pferde ein als ihre Nachbarn, und das lag nicht einfach daran, dass die Römer besonders gute Züchter waren. Die Antwort liegt in einer Mischung aus Importen, besserer Haltung und kluger Nutzung der Tiere.
Die Forscherinnen und Forscher haben sich Pferdeknochen aus dem späten Eisenzeitraum und aus der Römerzeit angesehen. Sie fanden heraus, dass die Römer in der Region um Wien, Carnuntum und anderen Rastplätzen entlang der Donau meist größere Pferde ritten als die lokalen Stämme zuvor. Die größeren Tiere kamen nicht nur aus einer einzigen Gegend, sondern aus vielen Teilen des Römischen Reiches – aus Hispanien, Britannien, Thrakien und anderen Regionen. So konnte die römische Armee sowie der Handel und der Transport besser funktionieren, denn größere Pferde bedeuten oft mehr Kraft und Tragfähigkeit.
Interessant ist, dass die Wissenschaftler keine genetische Veränderung in der lokalen Pferdepopulation finden konnten, die die Größenzunahme erklären würde. Das deutet darauf hin, dass es nicht eine schnelle natürliche Anpassung an den Nordrand der Alpen war, sondern eher äußere Einflüsse: Die Römer züchteten ihre Reit- und Lastpferde offensichtlich besser und hielten sie vielleicht auch besser. Sie kümmerten sich um die Fütterung, die Haltung und die Trainingsmethoden – all das kann zu größeren, kräftigeren Tieren führen, auch wenn die Gene selbst nicht der direkte Grund sind. Die Tiere wuchsen also größer, weil die Römer sie sorgfältiger auswählten und besser behandelten.
Die Untersuchungen zeigen auch, dass die Römer Pferde aus dem gesamten Reich importierten und so eine große Vielfalt ins Nordalpental brachten. Männliche Pferde wurden überwiegend für militärische Einsätze genutzt, während weibliche Pferde oft zivilen Transportaufgaben dienten. Und auch Maultiere spielten eine wichtige Rolle in der römischen Logistik, um Vorräte und Ausrüstung zu transportieren. Vermutlich stammten diese Tiere aus spezialisierten Zuchtzentren in Provinzen wie Gallia Belgica oder Italien. All das zusammen erklärt, warum die Römer hier größere Pferde sahen als die Einheimischen.
Die Geschichte zeigt, dass Zucht und Tiernutzung in einer Zeit großer Umwälzungen oft vielschichtig waren. Es ging nicht nur darum, die besten Gene zu finden, sondern auch darum, wer welche Tiere nutzte, wie man sie füttert und wie man sie einsetzt – im Krieg, im Handel und im Alltag. Die Römer brachten also nicht einfach nur größere Pferde mit, sie brachten auch neue Ideen, wie man Pferde hält und nutzt. So wurden die Tiere stärker und die Römer konnten schneller und weiter reisen, während das nördliche Alpenvorland sich in eine neue, aufregende Zeit begab.
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