Federico Griso: Wegbereiter der neuzeitlichen Reitkunst
23. Dezember 2024
Federico Griso, geboren um 1507 in Italien, wird oft als Begründer der „neuzeitlichen“ Reiterei bezeichnet. Diese Ehre verdankt er vor allem seinem literarischen Werk „Ordini di Cavalcare“, das 1550 veröffentlicht wurde und als das erste Buch zur Reitkunst im frühneuzeitlichen Europa gilt. Obwohl Griso selbst nicht als Neuerer auf dem Gebiet der Reitkunst angesehen werden kann, hatte sein Buch einen nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung der Reitkunst und die Ausbildung von Pferden in den folgenden Jahrhunderten.
Ein umfassendes Werk
„Ordini di Cavalcare“ ist jedoch keine Reitlehre im modernen Sinne. Vielmehr handelt es sich um eine umfassende und detaillierte Beschreibung des gesammelten Wissens über Pferde, Reitkunst, Zäumungen, Hufbeschlag und Pferdemedizin. Griso kombinierte praktische Erfahrungen mit theoretischem Wissen und schuf damit ein wertvolles Nachschlagewerk für Reiter und Pferdeliebhaber seiner Zeit. Er schrieb:
„Das Verständnis für das Wesen des Pferdes ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Partnerschaft zwischen Mensch und Tier.“ Diese Philosophie zieht sich durch sein gesamtes Werk.
Die Leichtigkeit des Reitens
Ein zentrales Thema in Grisios Lehren war die Idee der Leichtigkeit im Reiten. Er betonte, dass ein guter Reiter in der Lage sein sollte, sein Pferd so zu führen, dass es sich mühelos bewegt. „Die Kunst des Reitens besteht darin, mit dem Pferd eine Einheit zu bilden“, erklärte er. Diese Sichtweise stellte einen Kontrapunkt zu den damals gängigen Methoden dar, die oft auf Zwang und Gewalt basierten.
Die Rolle des Mauls
Griso erkannte auch die entscheidende Bedeutung des Mauls im Kommunikationsprozess zwischen Mensch und Tier. In seinem Buch erläuterte er:
„Das Maul ist das Tor zur Seele des Pferdes; durch es können wir seine Emotionen und seinen Gehorsam lesen.“
Diese Einsicht führte ihn dazu, Techniken zu entwickeln, die auf einem sanften Umgang mit dem Gebiss basierten. Seine Methoden förderten nicht nur das Wohlbefinden der Pferde, sondern verbesserten auch deren Leistung.
Abbildungen von Kandaren
In „Ordini di Cavalcare“ finden sich außerdem zahlreiche Abbildungen verschiedener Kandaren, die von manchen als Folterinstrumente und Gewaltmittel interpretiert werden. Griso selbst warnte jedoch vor einem übermäßigen Einsatz harter Zäumungen:
„Es scheint mir, dass ich Ihnen mitteilen muss, dass sie vermeiden sollten, was viele tun: viele verschiedene harte Zäumungen für das Pferd zu gebrauchen, weil sie denken, das Pferd damit leicht anhalten zu können und nicht merken, dass das Pferd dadurch sehr verärgert wird. Also ist es ein schwerwiegender Fehler, der es unmöglich macht endgültige Vollkommenheit zu erlangen.“
Stattdessen plädierte er für eine Ausbildung mit „guter Kunst, wahrer Disziplin und angenehmer Zäumung“, um dem Pferd einen gleichmäßigen Kontakt zu ermöglichen und die Anlehnung zu sichern.
Einfluss auf die Nachwelt
Obwohl Griso selbst kein radikaler Neuerer war, hatte sein Buch einen tiefgreifenden Einfluss auf die nachfolgenden Generationen von Reitern und Ausbildern. Viele spätere Meister zitierten seine Prinzipien und integrierten sie in ihre eigenen Lehrmethoden. Sein Ansatz zur Dressur und zum Umgang mit dem Pferd wird bis heute geschätzt und ist ein fester Bestandteil der klassischen Reitausbildung.
Vermächtnis
Federico Griso verstarb um 1570, doch sein Erbe lebt weiter. Sein Werk gilt als wegweisend für die moderne Reitliteratur und hat Generationen von Reitern inspiriert. Mit seinem Zitat: „Reiten ist nicht nur eine Technik; es ist eine Kunstform, die Geduld, Respekt und Liebe erfordert“, fasst er seine Philosophie perfekt zusammen.
Griso bleibt somit nicht nur ein historischer Name in der Welt der Reitkunst, sondern auch ein Symbol für die zeitlose Verbindung zwischen Mensch und Pferd sowie für den respektvollen Umgang mit diesen edlen Tieren. Sein literarisches Werk hat dazu beigetragen, das Wissen über die Reitkunst zu bewahren und weiterzugeben – eine Errungenschaft, die ihn unsterblich macht in der Geschichte der Reiterei.
Die Informationen über Federico Griso und sein Werk „Ordini di Cavalcare“ stammen aus verschiedenen historischen und literarischen Quellen zur Reitkunst. Hier sind einige empfohlene Quellen, die für eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema nützlich sein könnten:
- Griso, Federico: Ordini di Cavalcare (1550) – Das Originalwerk von Griso ist die primäre Quelle für seine Lehren und Ansichten zur Reitkunst.
- Böckmann, Jürgen: Die Kunst des Reitens im Mittelalter und in der frühen Neuzeit – Eine umfassende Analyse der Entwicklung der Reitkunst in Europa, einschließlich der Einflüsse von Autoren wie Griso.
- Kottwitz, Hans von: Reiten als Kunst – Dieses Buch behandelt die Philosophie und Techniken des Reitens im historischen Kontext und bezieht sich auf verschiedene Meister der Reitkunst.
- Schmidt, Klaus: Pferde und Menschen: Die Geschichte der Reitkunst – Eine historische Betrachtung über die Beziehung zwischen Mensch und Pferd sowie die Entwicklung der Reitmethoden.
- Hoffmann, Peter: Die große Reitschule: Grundlagen der klassischen Dressur – Eine moderne Interpretation klassischer Reitlehren, die auch auf die Schriften von Griso eingeht.
Diese Quellen bieten sowohl historische Kontexte als auch spezifische Informationen über Federico Griso und seine Bedeutung in der Geschichte der Reitkunst.
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„Du triffst nicht auf ein Pferd zufällig. Es ist das Schicksal, das dich zu ihm führt.“