Mit dem Wolf leben

21. Oktober 2023

„Er ist da“ lautet der Titel von Klaus Hackländer´s Buch über die Rückkehr des Wolfes nach Österreich und Deutschland. Der Vorstellung von „Wolfsfreien Zonen“  entzieht der Professor für Wildtierbiologie schnell die Basis, denn der Wolf wandert zügig weite Strecken. 1250 Kilometer in fünf Monaten sind keine Seltenheit. Rudel jagen in einem Territorium von rund 200 Quadratkilometern.

Übergriffe auf Nutztiere sind trotz der spektakulären Berichterstattung in den Medien eher selten.  Zu über 90 Prozent ernährt sich der Wolf  von Reh, Rothirsch und Wildschwein. Auf Schafe entfällt laut NABU weniger als ein Prozent. Fehlen in einer Region jedoch Rothirsche und Rehe sind Übergriffe auf Weidetiere häufiger zu beobachten. Manchmal sind es jedoch auch nachlässiger und unvollständiger Schutz, der einen Wolf auf den Geschmack bringt sich auf die deutlich einfacher zu jagenden Schafe oder Ziegen zu verlegen. In über der Hälfte dieser Fälle war gar kein „Grundschutz“ und in weiteren 10 Prozent nur beeinträchtigter „Grundschutz“ vorhanden.

Die Medien berichten oft ohne kritische Hinterfragung der Umstände. Wie etwa im Fall eines neugeborenen Isländer Fohlens, das stundenlang geschrien hätte. Das Fohlen auf der nur mit einem niedrigen Flatterband begrenzten Weide war schnell tot aber der zur Warnung vor dem Wolf in die Herde integrierte Esel rief lange Zeit vergebens. Weiterhin wurde der Riss eines Schafsbocks auf der Hausweide eines älteren Ehepaars in großer Aufmachung dem Wolf zugeschrieben. Das trifft jedoch nur auf 68 Prozent aller Fälle zu. Die Nachricht, dass es sich hierbei um eine Hundeattacke gehandelt hat stand nur ganz klein und verschämt in einer Ecke.

Für den Menschen sind Hunde offenbar deutlich gefährlicher, so wurde erst Anfang Oktober eine Joggerin von einem Hund zu Tode gebissen. Die Halterin wurde beim erfolglosen Versuch die Attacke  zu verhindern selbst schwer verletzt.  Bundesweit sterben jährlich drei bis vier Menschen in Folge von Hundebissen. Von Wölfen wurden Menschen in den vergangenen rund 25 Jahren nicht angegriffen.

Obwohl Weidetiere nur verhältnismäßig selten erbeutet werden sorgen vor allem die hohen Zahlen der dabei getöteten Tiere für Entsetzen. Dies ist eine Folge des Jagdinstinkts, der durch das Fluchtverhalten ausgelöst wird. Da die eingepferchten Tiere zu fliehen versuchen dabei aber nicht weg kommen, werden sie zum Opfer des Angriffs. Dieses Verhalten zeigen auch andere Räuber, die es gelegentlich auf Haustiere abgesehen haben, wie  Fuchs und Marder. Verluste, die von diesen Tieren ausgehen, müssen die Halter übrigens stillschweigend selber tragen obwohl auch da die Zahlen von gerissenem Geflügel vom Huhn bis zur Pute beträchtlich sein können.

Herdenschutzmaßnahmen sind die beste Lösung um Weidetiere vor dem Wolf zu schützen. Idealerweise sollten sie jedoch getroffen werden, bevor Nutztiere gerissen wurden. Denn der Wolf ist sehr gelehrig. Hat er erst einmal erfahren welche einfache Beute Nutztiere sind ist sein Interesse an dieser leichten Beute entsprechend groß.

Drei Schutzmaßnahmen sind für einen effektiven Schutz notwendig: Zäune, Hunde und Hirten. Vor 50 Jahren wurden Schafe fast ausschließlich von Schäfern mit Hunden zu Weideflächen gebracht und dort den ganzen Tag beaufsichtigt. Seit dem hat sich jedoch zunehmend Koppelschafhaltung eingebürgert. Die Tiere werden nun nur durch einen Zaun geschützt. Ein effektiver Wolfsschutzzaun muss bestimmte Anforderungen erfüllen, um seine Aufgabe erfolgreich zu erfüllen. Hier sind einige wichtige Aspekte, die bei der Planung und Errichtung eines Wolfsschutzzauns berücksichtigt werden sollten:

  • Höhe: Der Zaun sollte eine ausreichende Höhe haben, um Wölfe daran zu hindern, über ihn hinwegzuspringen oder darüber zu klettern. Eine Mindesthöhe von 1,5 bis 2 Metern wird empfohlen.
  • Stabilität: Der Zaun muss stabil genug sein, um den Druck eines Wolfsangriffs standzuhalten. Er sollte aus robustem Material wie Drahtgeflecht oder Maschendraht bestehen und mit stabilen Pfosten verankert sein.
  • Grabeschutz: Um das Unterkriechen des Zauns zu verhindern, sollte er mindestens 30 cm tief in den Boden eingegraben werden. Alternativ kann auch ein zusätzlicher Grabeschutz in Form von Drahtgeflecht am Boden angebracht werden.
  • Elektrifizierung: Die Verwendung von elektrischen Weidezäunen kann die Effektivität des Wolfsschutzzauns erhöhen. Durch das Hinzufügen eines Stromimpulses wird der Zaun für Wölfe unattraktiv und sie werden davon abgehalten, ihn zu überwinden.
  • Sichtbarkeit: Ein gut sichtbarer Zaun kann dazu beitragen, dass Wölfe ihn frühzeitig erkennen und meiden. Helle Farben oder Markierungen an den Pfosten können die Sichtbarkeit verbessern.
  • Wartung: Ein regelmäßige Wartung des Zauns ist wichtig, um sicherzustellen, dass er in gutem Zustand bleibt und seine Funktion erfüllt. Beschädigungen sollten schnell repariert werden, um Lücken zu vermeiden, durch die Wölfe eindringen könnten.
  • Es ist auch wichtig zu beachten, dass ein Wolfsschutzzaun allein nicht ausreicht, um eine effektive Wolfsprävention zu gewährleisten. Es sollte immer in Kombination mit anderen Maßnahmen wie Herdenschutzhunden, Herdenschutzmaßnahmen und einer guten Weidemanagement-Praxis eingesetzt werden.

Axel F Zaunbau ist Spezialist für individuelle Wolfschutzzäune.

Herdenschutzhunde sind ein zweischneidiges Schwert, denn werden diese großen selbstbewussten Tiere nicht mit viel Aufwand gut sozialisiert können sie durchaus für unbedarfte Menschen gefährlich werden. Wer stark genug ist sich mit dem Wolf anzulegen, der zögert auch nicht einen als potentiellen Angreifer angesehenen Menschen zu packen. Trotz der hohen Anschaffungs– und Unterhaltskosten ist die Nachfrage nach diesen Hunden größer als das Angebot.

Der Wolf ist zurück und wir sollten lernen mit ihm zu leben, in dem unsere Weidetiere umsichtig und mit geeigneten Mittel geschützt werden. Die gewählten Maßnahmen  müssen den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten angepasst werden.                                           

Text: Barbara Schulte

 

Herdenschutzhunde, hier zusammen mit einem Hütehund, können Wölfe eindrucksvoll vertreiben. Sie müssen jedoch sorgfältig und aufwendig sozialisiert werden.                      Foto: Barbara Schulte

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