Hoch zu Ross haben Hirten den besseren Überblick über ihre Herden / Foto iStock Dynamoland

Wie zwei Mutationen das Pferd zum treuesten Nutztier der Menschheit formten

6. Oktober 2025

Der Jubel für Ross und Reiter, erinnert daran, welch zentrale Rolle das Pferd in der Geschichte der Menschheit spielt. Die Domestizierung des Pferdes markierte einen Wendepunkt: Vor rund 4500 Jahren revolutionierte diese Huftiere Landwirtschaft, Transportwesen, Kommunikation und Kriegführung. Doch erstaunlich ist, dass die Züchtung des modernen Hauspferdes erst später begann und sich zunächst auf zwei eigentliche Merkmale konzentrierte. Während andere Nutztiere wie Schweine, Ziegen, Rinder und Schafe schon etwa 5000 Jahre früher domestiziert wurden, entwickelte sich der Pferdebestand langsamer und fokussierte sich bald auf Verhaltensaspekte und später auf die Anatomie der Tiere.

In der Frühphase der Domestizierung, vor ungefähr 5000 Jahren, trat eine Variante des Gens ZFPM1 vermehrt auf. Dieses Gen wird mit Verhalten in Verbindung gebracht, und Forscher ziehen daraus den Schluss, dass die Zähmung der Pferde und deren Stresstoleranz die Grundvoraussetzung dafür bildete, Pferde in Gefangenschaft zu halten und enger mit ihnen zusammenzuleben. Etwa 300 Jahre später setzte sich eine weitere Variante des Gens GSDMC durch, die mit der Anatomie von Rücken und Wirbelsäule sowie mit der Ausdauer in Zusammenhang steht. Diese Selektion fiel zeitlich parallel zur Entstehung des Hauspferdes und führte zur Entwicklung von Pferden mit verstärkter Bewegungsfähigkeit, was eine erhöhte Mobilität und Reisegeschwindigkeit ermöglichte.

Wie die Analysen von Genen und Stammbäumen zeigen, stieg die Häufigkeit der GSDMC-Variante innerhalb weniger Jahrhunderte nahezu von 1 auf 100 Prozent. Diese Mutation beeinflusst außerdem das Verhältnis von Körperlänge zu Widerristhöhe und könnte eine Rolle in der militärischen Nutzung gespielt haben. In Westeuropa lag die Widerristhöhe zur Eisenzeit bei etwa 1,25 Metern, stieg zur Römerzeit auf 1,35 Meter und erreichte nach dem Mittelalter rund 1,39 Meter. Ursächlich dafür war vor allem die Selektion auf Merkmale, die Pferde für fortschrittliche Aufgaben geeigneter machten.

Historisch betrachtet lässt sich daher festhalten, dass die ersten Schritte der Domestizierung weniger von Fellfarbvarianten bestimmt waren als von der Beherrschung des Verhaltens und der physischen Leistungsfähigkeit. Die ersten Reiter trugen dazu bei, eine Revolution zu entfesseln, die die Welt nachhaltig veränderte. Noch heute erinnern uns archäologische Funde und heutige Studien daran, dass zwei genetische Veränderungen maßgeblich zur Entwicklung des Pferdes als leistungsfähiges Nutztier beigetragen haben und dass die enge Mensch-Pferd-Beziehung über Jahrtausende hinweg das wirtschaftliche, kulturelle und kulturelle Gefüge vieler Gesellschaften geprägt hat.

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„Du triffst nicht auf ein Pferd zufällig. Es ist das Schicksal, das dich zu ihm führt.“

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