FEI verbietet Substanzen, die Schaumbildung am Maul hervorrufen oder vortäuschen; Pluto Biondella Kopf

Schaumschlagende Pferde sind also nicht besonders losgelassen, sondern stehen vermehrt unter Stress! Positiv bewertet der Dozent für Anatomie, Biomechanik und Neurologie Welter eine ganz leichte Schaumbildung an den Lippen des Unterkiefers – siehe Foto – bei entspannt geschlossenem Maul. „In diesem Fall ist der Hauptnerv des Parasympathikus aktiv, der die Zunge mitversorgt. Überspitzt kann man sagen, das Pferd spuckt das Gebiss nicht mehr aus, sondern ist bereit, es zu verdauen. / Foto: Archiv Schulte

FEI verbietet Substanzen, die Schaumbildung am Maul hervorrufen oder vortäuschen

9. Juli 2025

In diesen Tagen hat die FEI auf ihrer Vorstandssitzung beschlossen eine ihrer Regeln deutlich zu erweitern. Es geht um den Einsatz von Substanzen, die eine Schaumbildung am Maul hervorrufen. Die geänderte Regelung ist mit dem 1. Juli 2025 in Kraft getreten:

„1004.4 Es ist strengstens verboten, in oder um das Maul und/oder die Zunge des Pferdes irgendwelche Substanzen/Produkte zu verwenden, die (i) Schaumbildung imitieren, induzieren oder verursachen und/oder (ii) das Gebiss beschichten oder anderweitig bedecken oder teilweise bedecken. Das Verbot schließt die Verwendung von Produkten, die in der FEI Tack App erlaubt sind, und die Bereitstellung von erlaubten natürlichen Leckerbissen in Maßen aus. Ein Verstoß gegen diese Regel führt zu einer Gelben Verwarnungskarte und zum Ausschluss.“

Warum werden solche Produkte in Dressurprüfungen seit Jahrzehnten benutzt?

Sie sollen eine entspannte Maultätigkeit vortäuschen. Wenn es an reiterlichem Wissen und Fähigkeiten mangelt muss also mit allerlei Mittelchen nachgeholfen werden.

Eine leichte Schaumschicht entsteht am Maul, wenn das Pferd während seiner Arbeit unter dem Sattel zufrieden am Gebiss kaut. Das ist verständlicherweise nicht möglich, wenn das Maul fest verschnürt ist. Um eine Maultätigkeit zu begünstigen müssen Kinn- oder Nasenriemen locker verschnallt sein.

Auch eine handdominierte Reitweise mit starrem Zügelanzug verhindert das zufriedene Kauen am Gebiss. Durch den so durch Angst und Schmerz ausgelösten Stress kann es unter Umständen zu einer Leistungssteigerung kommen, da der Körper sich auf Angriff oder Flucht vorbereitet. Er lässt die Herzfrequenz, den Blutdruck und den Stoffwechsel ansteigen. Die Pupillen der Augen erweitern sich ebenso wie die Bronchien. Der Speichel fliest kaum noch und lässt das Pferdmaul und die Lippen austrocknen.

In manchen Fällen kann Stress jedoch auch zu einem übermäßigen Kauen mit starker Schaumentwicklung führen. Das Pferd schäumt sprichwörtlich vor „Wut“ beziehungsweise Stress. Dann weisen meist ein angespanntes Maul und ein unruhiges Ohrenspiel auf die Anspannung  hin. Auch die Augen können durch Augenflattern oder eine spitzere Form Stress anzeigen.

Allerdings können Fachleute an der Zusammensetzung des Speichels erkennen, ob es sich um entspanntes Kauen oder Stress bedingtes übermäßiges Kauen handelt. Im ersten Fall ist der Speichel wässrig-dünnflüssig im zweiten Fall schleimig-zähflüssig.

Pferdefachtierarzt Maximilian Welter erklärt die Gründe:  „Die parasympathische, also vom Entspannungsnerv induzierte Wirkung an den Speicheldrüsen führt zu einem stark wässrig-dünnflüssigen Sekret. Die sympathische, also vom Leistungs- oder Stressnerv induzierte Reaktion lässt den Speichel hingegen schleimig-zähflüssig werden. Je schaumiger das Pferdemaul, desto höher ist das Pferd demnach in einem Erregungszustand“.

Ein zufrieden am Gebiss kauendes Pferd stellt den Kontakt zum Gebiss selbstständig her. Es wird durch die Hand weder in eine „Anlehnung“ noch in eine „Aufrichtung“ gezogen oder manipuliert. Die Dehnung an das Gebiss erfolgt durch ein aktiv abfußendes Hinterbein, dass seine Aktion über den Rücken in eine Streckung des Halses aus dem Widerrist heraus und in die Hand weiterleitet.

Text: Barbara Schulte

 

Diese Regel tritt am 1. Juli 2025 in Kraft und ersetzt die folgenden Bestimmungen in den FEI-Dressurregeln und FEI-Paradressurregeln:

Artikel 434 6.5 der FEI-Dressurregeln und Artikel 8431.4.4 der FEI-Paradressurregeln, die derzeit wie folgt lauten:

„Es ist strengstens verboten, irgendeine Art von Substanz (wie “Marshmallow-Flocken„, Rasierschaum usw.) um das Maul des Pferdes zu verwenden, um Schaumbildung zu imitieren; ein Verstoß gegen diese Regel führt zu einer Gelben Verwarnung und zum Ausschluss.“

 

 

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„Du triffst nicht auf ein Pferd zufällig. Es ist das Schicksal, das dich zu ihm führt.“

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