
So ähnlich mögen die Pferde der Jamnaja Kultur ausgesehen haben, die nach bisherigen Erkenntnissen zum ersten Mal von Menschen geritten wurden. / Foto: Ancalagon (CC-BY-SA-3.0)
Jamnaja waren die ersten bekannten Reiter
21. Mai 2025
Horsemanship-Syndrom an Skeletten gefunden
Wann hat sich der Mensch das erste Mal auf den Rücken eines Pferdes geschwungen? Das ist eine Frage, die immer wieder gestellt wird. Bildliche Darstellungen kennen wir schon seit etwa 1 330 vor unserer Zeitrechnung von einem ägyptischen Relief, das einen reitenden Boten zeigt. Es wurde spekuliert, ob die Menschen der Botai-Kultur, die bereits Pferde unter anderem zur Milchgewinnung hielten, geritten sind. Weitere Milchrückstände auf alten Keramiken belegen, dass die Pferdehaltung im westeurasischen Raum bereits zu dieser frühen Zeit weit verbreitet war.
Funde von Pferdemilch-Rückständen aus der osteuropäischen Jamnaja Kultur werden auf 3000 Jahre vor unserer Zeitrechnung datiert. Ein internationales Team von Forschenden hat laut Archäologie Professor Volker Heyd herausgefunden, dass sich das Reiten nicht lange nach der Domestizierung der Pferde in den westeurasischen Steppen im 4. Jahrtausend vor Christus entwickelt habe. Bei den Angehörigen der Jamnaja Kultur sei es wohl schon zwischen 3 000 und 2500 vor Christus verbreitet gewesen.
Laut der Studie „First bioanthropological evidence of Yamnaya horsemanship“ unter Leitung des Anthropologen Martin Trautmann von der Universität Helsinki gründet sich diese Annahme auf anatomische Veränderungen an Skeletten von Vertretern dieser Kultur. Das Forscherteam untersuchte 217 Skelette aus 156 Grabstätten der Jamnaja Kultur. Dabei fielen ihnen einige Individuen auf, die Anzeichen des sogenannten „Horsemanship-Syndromes“ aufwiesen, die darauf schließen lassen, dass die Personen regelmäßig geritten sind. Vor allem das Becken, die Oberschenkelknochen und die untere Wirbelsäule weisen beim Horsemanship-Syndrom Veränderungen durch die biomechanische Belastung des Reitens auf. Auf diese Weise können Reiter in archäologischen Überresten identifiziert werden.
Etwa 15 Prozent der 156 untersuchten erwachsenen Individuen wiesen Merkmale auf, die sie als mögliche Reiter ausmachten. An fünf Skeletten waren die Veränderungen derart, dass die Forschenden es für sehr wahrscheinlich hielten, dass diese Menschen regelmäßig Pferde geritten haben. So konnten sie weite Strecken schnell zurücklegen, was ihnen bei der Viehzucht und dem Schutz ihres weitläufigen Gebiets Vorteile bot. Diese Mobilität könnte auch zu ihrer erfolgreichen Ausbreitung über Europa geführt haben könnte. Dies widerspräche der bisherigen Annahme von militärischen Vorteilen. Somit sind die Jamnaja die bisher ältesten bekannten Reiter. Barbara Schulte
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