Ein Tobiano-Schecke war das erste Hauspferd in Deutschland
3. April 2024
Rapide Zunahme der Fellfarben
Die Vorliebe für ausgefallene Fellfarben besteht offenbar schon seit der Mensch angefangen hat Pferde zu domestizieren und dann auch selektiv in deren Vermehrung einzugreifen.
Der bisher älteste Nachweis von domestizierten Pferden stammt aus der Kupferzeit im heutigen Kasachstan in der Siedlung Botai. Bei den dortigen Ausgrabungen wurden sowohl Tonscherben mit anhaftender Stutenmilch als auch Abrieb an den Zähnen von Pferdeskeletten, die auf die Nutzung von Gebissen hindeuten, gefunden. Diese stammen aus der Mitte des 4. Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung.
Genetische Untersuchungen von Pferdeskeletten ergaben, dass nach 3000 vor Christus eine rapide Zunahme an Fellfarben auftrat, was sich durch entsprechende Zuchtauswahl erklären lässt. Doch nicht nur im fernen Kasachstan sondern auch im deutschen Raum konnte ein frühes Hauspferd anhand seiner Fellfarbe identifiziert werden.
Bei Ausgrabungen bei Salzmünde in der Nähe von Halle an der Saale, wurde ein Pferdeschädel ohne Unterkiefer gefunden, der in einem Doppelgrabensystem zusammen mit zahlreichen menschlichen Schädeln abgelegt wurde. Das Tier besaß ein vollständiges Gebiss, allerdings ohne die für Hengste typischen Canini oder Hakenzähne. Anhand der Kunden an den Schneidezähnen wurde das Alter der Stute auf 7 bis 8 Jahre geschätzt.
Durch eine aDNA Analyse konnte das Tobiano-Scheckgen identifiziert werden. Es konnte nicht festgestellt werden ob es sich um einen Fuchstobiano oder Rapptobiano handelte. Da bisher die Tobiano Scheckung nur bei Hauspferden und nicht bei Wildpferden nachgewiesen werden konnte, wird davon ausgegangen, dass es sich hier um ein domestiziertes Pferd handelte. Die Stute hat im Zeitraum von 3370 – 3100 vor Christus gelebt.
War das Fell prähistorischer Wildpferde über Jahrtausende braun, so änderte sich vor über 6000 Jahren. Jetzt traten etwa genauso oft Rappen auf. Nach 3000 vor Christus bedurfte es nur weniger hundert Jahre für weitere Fellvarianten. Die Population bestand zu einem Drittel aus Braunen, einem Drittel aus Rappen und das letzte Drittel teilte sich mehrheitlich in Füchse, eine kleinere Anzahl an Tobiano-Schecken und wenigen Sabino-Schecken. Danach kam es zu einem weiteren schnellen Anstieg der Fellfarben. Um 500 vor Christus bestand bereits die größte Gruppe aus Füchsen gefolgt in absteigender Anzahl von Braunen, von Sabino-Schecken, von Rappen, von Braun-Isabellen (Buckskin) und von Rappsilber (Black silver). Barbara Schulte
Hier der Link zu museum-digital sachsen-anhalt mit einem Bild des Pferdeschädels:
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