Koppen beim Pferd

10. November 2017

Gesundheit | Rebecca

Um das Thema Koppen beim Pferd halten sich bis heute viele Mythen. Einer davon oder vielleicht sogar der größte Irrglaube: Koppen ist eine Krankheit. Denn beim Koppen handelt es sich um eine Verhaltensstörung, von der vor allem domestizierte Pferde betroffen sind. Bei Wildpferden ist bis heute kein Fall des Koppens bekannt.

Schon 1791 wird das Koppen erstmalig in der Literatur erwähnt. Damals wie heute gilt die Verhaltensstörung des Pferdes als negatives Bewertungskriterium – insbesondere bei Pferdekauf. Bis 2002 zählte das Koppen zu den Gewährsmängeln und ermöglichte es das Pferd nach dem Kauf wieder zurück zu bringen. Der wissenschaftlich nicht fundierte Glaube daran, dass Koppen von anderen Pferden abgeguckt wird führt dazu, dass die Halter koppender Pferden aus Pensionsställen verwiesen oder gar nicht erst aufgenommen werden.

Doch wie funktioniert das Koppen?

Die meisten Pferde setzten die oberen Zähne auf eine Kante oder umfassen einen Gegenstand mit den Zähnen und spannen dann ihre Unterhalsmuskulatur an. Sie ziehen den Kehlkopf herab und öffnen ihren Schlundkopf, wobei Luft in die Speiseröhre strömt und ein „rülpsartiges“ Geräusch entsteht. Allerdings schlucken die Pferde beim Koppen keine Luft, wie fälschlicherweise oft angenommen. Pferde die nur durch Kopfschlenkern die entsprechenden Muskeln anspannen und so koppen, werden Freikopper genannt.

Warum koppen Pferde?

Eine Theorie zur Entstehung des Koppens geht davon aus, dass das Koppen eine Bewältigungsstrategie („coping“) darstellt. Es handelt sich dabei um erlernte Reaktionen, die dem Pferd helfen negative Situationen zu kontrollieren und dadurch einen Nutzen für das Tier haben, z.B. in Form von Stressabbau, Ausschüttung endogener Opioide oder anderer Veränderungen, die das subjektive Wohlbefinden verbessern. Das kann schnell zu einer Sucht werden, wenn das Pferd mehrfach die entspannende Wirkung des Koppens wahrgenommen hat.

Ist Koppen gefährlich?

Die Verhaltensstörung birgt gesundheitliche Risiken fürs Pferd: eine starke Abnutzung der oberen Schneidezähne, Arthrose der Kiefergelenke und des Nackengelenks sowie ein Gewichtsverlust, denn der Vorgang des Aufsetzens und Luftschluckens verbraucht sehr viel Energie. Druckdeformationen an den Schneidezähnen, Veränderungen an den Kiefergelenken und im Nackengelenk sowie in der Muskulatur und dem Bänderapparat überraschen daher nicht. Bei manchen Pferden entwickelt sich im Laufe der Zeit eine deutlich ausgeprägte Unterhalsmuskulatur.

Es wird oft behauptet Koppen würde vermehrt zu Koliken führen. Dieser Zusammenhang ist jedoch wissenschaftlich nicht nachweisbar. Denn die Pferde schlucken keine Luft, sondern ziehen die Luft nur in das obere Drittel der Speiseröhre hinein und blasen sie dann wieder heraus. Daher besteht beim Kopper kein erhöhtes Risiko des Aufblähens und für Gaskoliken.

Bei vielen Koppern wurden Magenprobleme festgestellt. Eine Studie US-amerikanischer Wissenschaftler aus dem Jahr 2013 zeigte, dass die Verhaltensstörung häufig in Zusammenhang mit schlechter Fütterung und damit einer gesteigerten Magensäure-Produktion steht, wodurch die Entstehung verschiedener Magenprobleme begünstigt wird.

Ist Koppen ansteckend?

Koppen ist nicht ansteckend. Allerdings werden Kopper in vielen Ställen nicht gerne gesehen, weil Koppen angeblich von anderen Pferden abgeschaut wird. Ein Irrglaube. Solange die Haltungsbedingungen passen, schauen sich andere Pferde das Koppen nicht ab. Wenn ein zweites Pferd in einem Stall anfängt, diese Verhaltensstörung zu zeigen, dann liegt irgendwo ein Stressfaktor vor.

Wie kann eine Therapie aussehen?

Es ist sehr schwierig ein koppendes Pferd davon zu überzeugen, aufzuhören. Langfristig ist das einzig sinnvolle die Haltungsbedingungen zu optimieren und die Ursachen zu bekämpfen!

 

Hier ein paar Tipps:

  • Ganztägig hochwertiges Raufutter
  • Beschäftigung durch Heunetze, Beißhölzer, Gitterroste über Futtertrögen, Slowgrazer, aus denen die Halme einzeln herausgezogen werden müssen
  • Kraftfutter möglichst in vielen kleinen Portionen geben
  • Zuckerfreie Nahrung
  • ausreichen Weidegang
  • Genügend Bewegung und Auslauf
  • Kontakt zu Artgenossen
  • Langeweile abstellen (Paddockboxen / Offenstall / Aktivstall)
  • Regelmäßige Zahnkontrolle
  • Stressfaktoren abstellen
  • Stressfreies Reiten
  • Mit Bachblüten die Psyche unterstützen
  • Akupunktur, energetische Behandlungen
  • Überprüfen ob ein Magengeschwür vorhanden ist

 

Heilungschancen durch Kopperriemen und OP

Beim Kopperriemen handelt es sich um einen Halsriemen, der mit einer Metalleinlage versehen ist. Der Halsriemen wird direkt vor dem Kehlkopf umgeschnallt, so dass es für das Pferd schmerzhaft ist, die Unterhalsmuskulatur anzuspannen. Der Erfolg, der durch den Einsatz von Kopperriemen erreicht werden kann, ist zweifelhaft. Zudem ist das ständige Tragen und die Zwangswirkung durchaus als Tierquälerei anzusehen, weshalb Kopperriemen nicht verwendet werden sollten.

Operativ kann man die Nerven der für das Koppen zuständigen Muskeln durchtrennen. Die Erfolgschancen einer solchen OP liegen zwischen 60 und 90 Prozent. Allerdings kann das Koppen nach einiger Zeit wiederkommen.

 

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„Du triffst nicht auf ein Pferd zufällig. Es ist das Schicksal, das dich zu ihm führt.“

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