Was erleben Pferde beim Blick in den Spiegel?
8. Juni 2017
Pferdeverhalten | Rebecca | 08.06.2017
Mit dieser Frage haben sich vier italienische Wissenschaftler der Universität Pisa intensiv befasst. In der Studie „Are horses capable of mirror self-recognition? A pilot study“ (erschienen im Journal PLOS One) untersuchten die Experten, ob Pferde in der Lage sind, sich selbst im Spiegel wiederzuerkennen.
Über einen Zeitraum von sechs Tagen wurden mit insgesamt vier Pferden diverse Versuche durchgeführt. Dazu befanden sich die Tiere in einem L-förmigen Testabteil mit einem 150 x 220 cm großen Spiegel an der Längsseite.
Die Wissenschaftler spielten unterschiedliche Test-Szenarien mit den Pferden durch und zeichneten deren Verhalten mit zwei Videokameras auf. Im Anschluß analysierten zwei Beobachter die Aufnahmen unabhängig voneinander und werteten diese aus.
Hauptthema der Studie war der so genannte „Spiegeltest“. Anhand dieses Experiments konnte bereits bei Babys, verschiedenen Menschenaffen, Vögeln und Delphinen festgestellt werden, dass sie in der Lage sind, sich selbst im Spiegel zu erkennen.
Zunächst wurden die Reaktionen der Pferde auf den verdeckten und dann auf den freigelegten Spiegel beobachtet.
Das Ergebnis: die Pferde reagierten auf den verdeckten Spiegel in keinster Weise. Im freigelegten Spiegel musterten sich die Tiere, zeigten eine höhere Maulaktivität und untersuchten auch, was sich hinter dem Spiegel befand bzw., ob sich hinter dem Spiegel ein anderes Pferd befand. Damit bestanden sie den ersten Testabschnitt.
Der zweite Testabschnitt verlangte eine soziale Reaktion der Pferde gegenüber dem Spiegelbild. Allerdings zeigte nur eines der Tiere ein deutliches, aggressives, Verhalten gegenüber seinem Selbstbild.
Als nächster Schritt wurde überprüft, ob die Pferde Körperstellen mustern, die nur anhand des Spiegels wahrnehmbar sind. Es waren allerdings keine klaren Verhaltensweisen erkennbar, die als statistisch relevant verzeichnet werden konnten.
Hauptteil der Studie war der Markierungs-Test. Die Pferde erhielten eine farbige Kennzeichnung an einer Körperstelle (an der Wange), die nur mit Hilfe des Spiegelbilds erkannt werden konnte. Um diesen Kerntest zu bestehen wurde erwartet, dass die Testtiere die markierte Stelle an ihrem Körper berühren und somit zeigen, dass sie sich im Spiegel wiedererkannt haben. Die Resultate waren auch hier nicht eindeutig. Es erfolgten zwar Berührungen der Pferde in Form von Kratzverhalten an den Wangen, jedoch an beiden Wangen und nicht nur an der markierten Seite.
Die Wissenschaftler kamen daraufhin zu folgendem Schluss: die Pferde haben nicht alle Testbereiche vollständig erfüllt, womit der Spiegeltest nicht als bestanden gewertet werden konnte. Trotzdem ließen einzelne Verhaltensweisen darauf schließen, dass die Pferde verstanden haben, dass es sich bei ihrem Spiegelbild nicht um ein echtes Pferd handelte.
Es bleibt außerdem zu bedenken, dass die strengen Vorgaben der gewählten Versuchsanordnung noch nicht durch andere Studien abgesichert wurden.
Überdies haben als besonders intelligent geltende Tiere wie Hunde, Katzen und Schweine den Spiegeltest genauso wenig bestanden wie die Pferde. Besonders Tierpsychologen gehen davon aus, dass sich viele Tiere für die Persönlichkeitserkennung nicht in erster Linie von visuellen Eindrücken, sondern von Geruch- und/oder Hörsinn leiten lassen.
Zur Studie „Are horses capable of mirror self-recognition? A pilot study“:
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